ArchivDeutsches Ärzteblatt12/2023Pädiatrische Onkologie: Immunboost durch Omikron-Reinfektion trotz akuter lymphoblastischer Leukämie

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Pädiatrische Onkologie: Immunboost durch Omikron-Reinfektion trotz akuter lymphoblastischer Leukämie

Lenzen-Schulte, Martina

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Foto: Alina Bokhonets/stock.adobe.com
Foto: Alina Bokhonets/stock.adobe.com

Ein 5 Jahre alter Junge, der an einer akuten lymphoblastischen B-Zell-Leukämie litt, hat im Rahmen einer Reinfektion durch eine Omikron-Variante eine Antikörperantwort auf das SARS-CoV-2-Virus entwickelt, die zuvor ausgeblieben war. Diesen Fall berichtet ein Forscherteam um Claudia Alteri am Bambino Gesù Kinderhospital in Rom.

Der nicht geimpfte und negativ auf SARS-CoV-2 getestete Patient wurde im Dezember 2021 in das Krankenhaus eingeliefert und gemäß Therapieprotokoll für Akute Lymphatische Leukämien (AIEOP BFM Protocol ALL 2017) behandelt. Nach 4 Tagen entwickelte er Fieber und wurde positiv auf SARS-CoV-2 (Omikron BA.1.1) getestet. Die Infektion währte 30 Tage, die Symptomatik war trotz der Grunderkrankung milde. Er entwickelte niedrige Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Spikeprotein (anti-S) (je 3,85 und 3,86 BAU/ml an Tag 15 und 16), aber keine gegen das Nukleokapsid (anti-N).

Am Tag 74 nach der ersten Infektion (23 Tage nachdem er negativ getestet worden war) fiel ein wiederholter Nasen-Rachen-Abstrich erneut positiv aus (Omikron BA.2). Wie beim ersten Mal war der Verlauf milde. Die Infektion äußerte sich nur mit Fieber und Symptomen im oberen Respirationstrakt. Am 5. Tag der Reinfektion waren die Spiegel der anti-S-Antikörper noch gering (3,05 BAU/ml), anti-N-AK konnten zunächst ebenfalls nicht detektiert werden. Diesmal wurde das Kind aber bereits am Tag 15 negativ, als dann der Serologie-Befund eine starke Immunantwort bei den anti-S-AK (> 5000 BAU/ml) und erstmals bei den anti-N-AK (13,91 Index) belegte.

Fazit: Nach einer ersten Infektion mit einer vergleichsweise langen Positivität über 30 Tage und hoher Viruslast entwickelte das Kind lediglich niedrige anti-S-AK-Titer und keine anti-N-AK, was die Autoren als unzureichende Immunantwort interpretieren. Dennoch gehen sie davon aus, dass der Erstkontakt eine T-Zell-mediierte Reaktion hervorrief, weil bei der 2. Infektion die Viruslast rasch abfiel. Dies könnte durch die zusätzliche Gabe von Sotrovimab bei der Reinfektion verstärkt worden sein. Die Autoren unterstreichen die Bedeutung der Impfung für solche immunkompromittierten pädiatrischen Patienten.

Dr. med. Martina Lenzen-Schulte

Scutari R, et al.: A case of SARS-CoV-2 Omicron reinfection resulting in a significant immunity boost in a paediatric patient affected by B-cell acute lymphoblastic leukemia. BMC Infect Dis 7. März 2023; 23 (1): 133. DOI: 10.1186/s12879–023–08111–4.

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