ArchivDeutsches Ärzteblatt13/2023Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Hypertonie: Chlorthalidon und Hydrochlorothiazid bei Blutdrucksenkung vergleichbar effektiv

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Hypertonie: Chlorthalidon und Hydrochlorothiazid bei Blutdrucksenkung vergleichbar effektiv

Vetter, Christine

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Foto: Photographee.eu/stock.adobe.com
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Die Hypertonie ist ein gut dokumentierter Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse. Diuretika sind üblicherweise ein fester Bestandteil der Therapie, denn Thiazide senken den Blutdruck und beugen kardiovaskulären Komplikationen vor. In der Erstlinie wird häufig Hydrochlorothiazid (HCT) angewendet. Ob die Prävention mit Chlorthalidon ebenso gut oder möglicherweise sogar besser gelingt als mit HCT, hat eine randomisierte Studie bei 13 523 Patienten im durchschnittlichen Alter von 72 Jahren untersucht.

Die Teilnehmer wiesen zu Baseline einen durchschnittlichen Blutdruck von systolisch 139 mmHg auf. 12 781 (94,5 %) Patienten hatten zuvor HCT (25 oder 50 mg täglich) erhalten. Sie wurden randomisiert entweder weiterhin so behandelt oder auf 12,5 oder 25 mg Chlorthalidon umgestellt. Der kombinierte primäre Endpunkt umfasste einen nicht tödlichen Myokardinfarkt, Schlaganfall, Hospitalisierung als Folge einer Herzinsuffizienz, eine dringend notwendige koronare Revaskularisation wegen instabiler Angina pectoris sowie einen nichttumorbedingten Tod.

Nach einem medianen Follow-up von 2,4 Jahren gab es beim primären Endpunkt nur eine geringe Differenz der kardiovaskulären Ereignisse unter Chlorthalidon (n = 702; 10,4 %) und HCT (n = 675; 10,0 %) (Hazard Ratio: 1,04; 95-%-Konfidenzintervall [0,94; 1,16]; p = 0,45). Auch zeigte sich bei keinem Einzelparameter des primären Endpunkts ein relevanter Unterschied. Lediglich die Inzidenz einer Hypokaliämie war unter Chlorthalidon höher als unter HCT (6,0 % vs. 4,4 %; p < 0,001).

Fazit: „Die Studie, die eine große Patientenpopulation einschließt, belegt die Gleichwertigkeit von HCT und Chlorthalidon bei der Behandlung des Bluthochdrucks, wenngleich zu bedenken ist, dass nur 13 % der Patienten eine Monotherapie erhielten“, kommentiert Dr. med. Gunther Claus, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Kreiskrankenhaus Osterholz, das Resultat. Zwar seien unter Chlorthalidon mehr Hypokaliämien aufgetreten, das könne jedoch bei Patienten mit Hyperkaliämie sogar ein klinischer Nutzen sein. Die höheren HCT-Dosierungen haben, so Claus, in Deutschland eher die Relevanz zur Mitbehandlung von Stauungszeichen bei begleitender Herzinsuffizienz.

Im Oktober 2018 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einen Rote-Hand-Brief zu einem erhöhten Risiko für nichtmelanozytären Hautkrebs bei Exposition mit steigenden, kumulativen Dosen von HCT veröffentlicht. Christine Vetter

Ishani A, Cushmann WC, Leatherman SM, et al.: Chlorthalidone vs. hydrochlorothiazide for hypertension-cardiovascular events. New Engl J Med 2022; 387: 2401–10.

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