ArchivDeutsches Ärzteblatt18/2023COVID-19-Schutzimpfung: Eine Impfung wie jede andere

POLITIK

COVID-19-Schutzimpfung: Eine Impfung wie jede andere

Schulze, Anne-Kristin

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Einem Beschluss der Ständigen Impfkommission zufolge könnte die COVID-19-Impfung künftig Bestandteil der allgemeinen Impfempfehlungen und damit eine Standardimpfung sein.

Foto: Photocreo Bednarek/stock.adobe.com
Foto: Photocreo Bednarek/stock.adobe.com

Die COVID-19-Impfung soll als Standardimpfung in die jährlich aktualisierten allgemeinen Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) aufgenommen werden. Das empfiehlt die STIKO in einem neuen Beschluss, der am 25. April 2023 in das Stellungnahmeverfahren ging. Darin spricht die STIKO für gesunde Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren keine Impfempfehlung mehr aus.

Gesunde Menschen im Alter von 18 bis 59 Jahren sollen über eine Basisimmunität verfügen. Das bedeutet, dass sie mindestens drei Antigenkontakte gehabt haben, darunter mindestens zwei COVID-19-Impfungen. Der dritte Kontakt kann eine Boosterimpfung oder eine SARS-CoV-2-Infektion sein. „Optimalerweise liegen zwischen dem zweiten und dritten immunologischen Ereignis sechs Monate“, sagte Dr. med. Martin Terhardt, Kinder- und Jugendarzt in Berlin.

Risikogruppen boostern

Für die Altersgruppe ab 60 Jahre und chronisch kranke Personen ab dem Alter von sechs Monaten, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion haben, sollen zusätzlich zu der Basisimmunität einen regelmäßigen Booster erhalten. Das gilt auch für Bewohner von Pflegeheimen sowie für medizinisches Personal. Den Abstand zwischen den Boostern gibt die STIKO derzeit mit mindestens zwölf Monaten an. Dies könne sich aber noch ändern, darauf wies das STIKO-Mitglied Terhardt hin. Für die Auffrischimpfung wird ein bivalenter Impfstoff empfohlen.

Die Indikation für COVID-19-Boosterimpfungen bei immunsupprimierten Personen sei individuell zu stellen, zu heterogen sei diese Gruppe, erklärte Prof. Dr. med. Christian Bogdan vom mikrobiologischen Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene am Universitätsklinikum Erlangen. „Es ist absolut unmöglich, hier eine Standardempfehlung herauszugeben“, betonte Bogdan, der ebenfalls Mitglied der STIKO ist. Abhängig von der Grunderkrankung könne es sein, dass die Abstände zwischen den Auffrischungen reduziert, die Impfstoffe gewechselt oder auch die Dosierungen angepasst werden müssten.

Der STIKO-Beschluss ist laut Bogdan jetzt möglich geworden, da zum einen das Wissen um die Wirksamkeit und Verträglichkeit der COVID-19-Impfstoffe zugenommen habe. Das erlaube der STIKO, die verschiedenen Aspekte konkreter und langfristiger einzuschätzen. „Zum anderen muss man natürlich auch bedenken, dass der Verlauf der Infektionskrankheit im Wesentlichen von zwei wichtigen Faktoren abhängt“, so Bogdan weiter. Dazu gehörten einerseits die krank machende Wirkung des Erregers und andererseits die Immunitätslage der Bevölkerung. Das habe die STIKO dazu veranlasst, die Situation neu zu bewerten und die COVID-19-Impfungen letztlich in die allgemeinen Impfempfehlungen aufzunehmen. Entscheidend seien die veränderte Immunitätslage in der Bevölkerung und das Erregerverhalten. „Beides hat sich so entwickelt, dass es positiv zu beurteilen ist.“

Situation weiter beobachten

„Es ist gut, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine generelle Impfempfehlung kommt“, betonte auch Prof. Dr. rer. nat. Carsten Watzl vom Forschungsbereich Immunologie, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. Sie sei sehr übersichtlich und könne die behandelnden Ärztinnen und Ärzte unterstützen. Allerdings schränkte er ein, dass sich die Impfempfehlungen auch nach der vorherrschenden SARS-CoV-2-Variante richten – etwa danach, ob Omikron- oder vergleichbare Varianten weiter vorherrschen. Zudem wäre zu überprüfen, ob eine jährliche Auffrischung notwendig sei, das müsse weiter beobachtet werden.

Watzl hob zudem hervor, dass die fehlende Impfempfehlung für die unter 18-Jährigen nicht auf Sicherheitsbedenken der STIKO zurückzuführen ist. Vielmehr sei in dieser Altersgruppe auch das Risiko der Infektion gering, daher falle die Kosten-Nutzen-Rechnung zu Ungunsten der Impfung aus.

Dr. med. Anne-Kristin Schulze

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
Themen:

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote