MEDIZIN: Der klinische Schnappschuss
Schieflage auf der Stroke Unit (Wallenberg-Syndrom)
Skewed position on the stroke unit (Wallenberg syndrome)
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Ein 45-jähriger Mann auf der Schlaganfallstation fiel durch seine dauerhaft schiefe Position im Bett auf (Abbildung a). Subjektiv empfand er sich in gerader Lage. Obwohl er regelmäßig von der Pflege gerade gebettet wurde, nahm er selbst im Schlaf seine vorherige Schieflage wieder ein. Der Patient war notfallbedingt bei Kopfschmerzen, Schwindel, Verschwommensehen und starker Fallneigung nach links aufgenommen worden. Klinisch konnte ein Wallenberg-Syndrom mit Spontannystagmus nach rechts, linksseitiger Ptose und Miosis, hypermetrischen (überschießenden) Sakkaden nach links, Hemiataxie (halbseitiger Koordinationsstörung) links und eine Schmerz- und Temperaturempfindungsstörung der rechten Körperhälfte bei erhaltener Oberflächensensibilität (dissoziierte Sensibilitätsstörung) festgestellt werden. In der Bildgebung mithilfe der Magnetresonanztomografie waren bei frischer Dissektion der linken Vertebralarterie dementsprechend Infarkte der linksseitigen dorsolateralen Medulla oblongata und des Cerebellums (Abbildung b) nachweisbar. Bei Messung der subjektiv visuellen Vertikalen, ein Maß für die subjektiv empfundene Vertikalität, zeigte sich eine Abweichung nach links. Dass bei Körperschieflage eine akute Hirnstammläsion in Betracht gezogen werden muss, wird durch diesen Fall gut veranschaulicht.
Dr. med. Louisa Lehner, Prof. Dr. med. Adrian Danek, Neurologische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München, LMU München, Campus Großhadern, louisa.lehner@med.uni-muenchen.de
Interessenkonflikt: Die Autorin und der Autor erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Zitierweise: Lehner L, Danek A: Skewed position on the stroke unit (Wallenberg syndrome). Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 344. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0366
►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de
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