ArchivDeutsches Ärzteblatt27-28/2023Demenz in Deutschland: Epidemiologie und Präventionspotenzial
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Hintergrund: Zur Weiterentwicklung von Präventionskonzepten in der Versorgung werden Schätzungen zur Anzahl an Demenz erkrankter Menschen, zur Entwicklung der Fallzahlen und zum potenziellen Einfluss präventiver Maßnahmen benötigt.

Methode: Die Hochrechnungen basieren auf Prävalenz- und Inzidenzdaten für Europa sowie auf Bevölkerungsstand und -prognosen des Statistischen Bundesamtes. Es wurden vier Szenarien berechnet, die auf zwei unterschiedlichen Bevölkerungsprognosen und der Annahme einer stabilen beziehungsweise sinkenden Prävalenz beruhen. Mit den Daten des Deutschen Alterssurveys wurde das Präventionspotenzial für elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren für Demenz berechnet. Um für Korrelationen zwischen Risikofaktoren zu adjustieren, wurden Gewichtungsfaktoren berechnet.

Ergebnisse: Die Zahl der Menschen mit Demenz zum 31.12.2021 wird auf circa 1,8 Millionen geschätzt. Im selben Jahr sind schätzungsweise 360 000–440 000 Menschen neu an Demenz erkrankt. Im Jahr 2033 könnten je nach Szenario zwischen 1,65 und 2 Millionen Menschen ab 65 Jahren betroffen sein, wobei die Autorinnen und Autoren den unteren Wertebereich als eher unwahrscheinlich einschätzen. Nach den Berechnungen stehen 38 % der Erkrankungen mit elf potenziell modifizierbaren Risikofaktoren in Zusammenhang. Eine um 15 % reduzierte Prävalenz der Risikofaktoren könnte die Fallzahlen in 2033 zum Beispiel um bis zu 138 000 verringern.

Schlussfolgerung: Die Autorinnen und Autoren gehen davon aus, dass die Zahl der Menschen mit Demenz in Deutschland ansteigen wird, gleichzeitig besteht ein erhebliches Präventionspotenzial. Multimodale Präventionskonzepte für ein gesundes Altern sollten weiterentwickelt und in die Praxis umgesetzt werden. Eine bessere Datengrundlage zur Prävalenz und Inzidenz der Demenz in Deutschland ist notwendig.

LNSLNS

Eine optimale Versorgung und Teilhabe von Menschen mit Demenz stellt hohe Anforderungen an das Versorgungssystem und die Gesellschaft (1, 2). Um abzuschätzen, wie viele Menschen in Deutschland diese Unterstützung heute und zukünftig benötigen, ist eine Beschreibung der Epidemiologie der Erkrankung wichtig. Das erste Ziel dieses Beitrags ist eine aktualisierte Schätzung der Anzahl an Demenz erkrankter Menschen in Deutschland, der Anzahl der jährlichen Neuerkrankungen und eine Prognose der Fallzahlen in 2033.

Die internationale Arbeitsgruppe GBD 2019 Dementia Forecasting Collaborators geht von weltweit steigenden Demenzfallzahlen aus: Nach aktuellen Hochrechnungen könnte sich die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahrzehnten fast verdreifachen – von schätzungsweise 57,4 Millionen in 2019 auf 152,8 Millionen in 2050 (3). Derweil berichten erste Studien aus westlichen Ländern sinkende Demenzinzidenzen und -prävalenzen (4, 5). Diese werden auf einen Rückgang von Demenzrisikofaktoren in der Bevölkerung (zum Beispiel Bildungsexpansion, gesünderer Lebensstil) zurückgeführt (4, 6). Sogenannte Lebensstilfaktoren, die mit erhöhtem Demenzrisiko einhergehen, sind ein vielversprechender Ansatzpunkt für Präventionsmaßnahmen. Auch die WHO hebt in einem Leitfaden die wichtige Rolle von Prävention zur Verringerung des Demenzrisikos hervor (7).

Die Lancet Commission fasste kürzlich die Evidenz für insgesamt zwölf potenziell modifizierbare Risikofaktoren für Demenz zusammen (8, 9): Niedrige Bildung im frühen Lebensalter, Hörminderung, Schädel-Hirn-Trauma, Bluthochdruck, übermäßiger Alkoholkonsum und Adipositas im mittleren Lebensalter und Rauchen, Depression, soziale Isolation, körperliche Inaktivität, Luftverschmutzung und Diabetes im hohen Lebensalter. Nach Berechnungen der Lancet Commission können weltweit etwa 40 % der Demenzfälle auf diese potenziell modifizierbaren Risikofaktoren zurückgeführt werden, besonders viele auf die Risikofaktoren Hörminderung, niedrige Bildung und Rauchen (8).

Besonders erfolgversprechend sind Präventionsmaßnahmen, die gleichzeitig an mehreren Lebensstilfaktoren ansetzen (10). Eine der größten multimodalen Präventionsstudien, die finnische FINGER-Studie (11), richtete sich an ältere Menschen mit erhöhtem Demenzrisiko. Die Autorinnen und Autoren berichten für die Interventionsgruppe – die eine zweijährige Intervention aus Ernährungsberatung, körperlichem und kognitivem Training sowie ärztlichem Feedback zu kardiovaskulären Risikofaktoren erhielt – von kleinen, aber signifikant positiven Effekten auf die allgemeine Kognition im Vergleich zur Kontrollgruppe. Der berichtete Interventionseffekt ist ermutigend, denn Studien zur Demenzprävention unterliegen Herausforderungen: Die langsame Entwicklung der Erkrankung über Jahrzehnte erschwert die Identifikation geeigneter Interventionszeitpunkte und -gruppen (10, 12). In einem internationalen Demenzpräventionsnetzwerk (10), an dem auch Deutschland beteiligt ist (13), werden derzeit Präventionsmaßnahmen weiterentwickelt.

Für Deutschland erfolgte die letzte Hochrechnung des Präventionspotenzials für Demenz im Jahr 2016 (14). Seitdem ist Evidenz für weitere potenziell modifizierbare Risikofaktoren hinzugekommen. Um Präventionsansätze für den deutschen Kontext weiterzuentwickeln ist es wichtig, das Präventionspotenzial und bedeutsame Risikofaktoren in Deutschland zu kennen. Das zweite Ziel dieses Beitrags ist deshalb eine aktualisierte Hochrechnung des Präventionspotenzials.

Methoden

Anzahl an Demenz erkrankter Menschen

Die Schätzung der Menschen mit Demenz in Deutschland in 2021 basiert auf alters- und geschlechtsspezifischen Prävalenzen für Europa aus dem WHO Global Status Report (15). Diese wurden auf die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes durch das Statistische Bundesamt zum Stichtag 31.12.2021 angewandt (16).

Neuerkrankungen pro Jahr

Für die Schätzung der Neuerkrankungen im Jahr 2021 wurden altersspezifische Inzidenzraten für Westeuropa aus dem World Alzheimer Report herangezogen (17). Diese wurden auf die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes durch das Statistische Bundesamt zum Stichtag 31.12.2021 angewandt (16). Diese Berechnung kann die Anzahl an Neuerkrankungen überschätzen, da sie sich nur auf die Altersgruppe ohne Beachtung einer bereits bestehenden Erkrankung bezieht. Zusätzlich wurde eine Schätzung unter Korrektur für prävalente Fälle berechnet. Hierfür wurden die altersspezifischen Prävalenzen aus dem WHO Global Status Report (15) und der Bevölkerungsstand zum 31.12.2020 verwendet (18). Diese Schätzung kann jedoch die Anzahl an Neuerkrankungen unterschätzen, da zum Beispiel die Überlebensrate an Demenz erkrankter Menschen für die einzelnen Altersgruppen nicht bekannt ist.

Entwicklung der Fallzahlen bis 2033

Die Entwicklung der Demenzfallzahlen hängt von der Entwicklung der Lebenserwartung und Altersstruktur sowie von der Demenzprävalenz ab. Als Datengrundlage für den Bevölkerungsstand in 2033 diente die 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2021 (19). Verwendet wurden die Bevölkerungsvarianten „relativ junge Bevölkerung“ (geringer Anstieg der Lebenserwartung bis 2070 auf 82,6 [Jungen] und 86,1 Jahre [Mädchen]; hoher Anstieg Geburtenhäufigkeit auf 1,67 Kinder je Frau ab 2032, endgültige Kinderzahl 1,7; Rückgang der jährlichen Nettozuwanderung von 1,5 Millionen in 2022 auf 350 000 in 2033) und „relativ alte Bevölkerung“ (starker Anstieg der Lebenserwartung bis 2070 auf 86,4 Jahre [Jungen] und 90,1 Jahre [Mädchen]; Rückgang der Geburtenhäufigkeit auf 1,44 Kinder je Frau bis 2032, danach konstant; Rückgang der jährlichen Nettozuwanderung von 1,1 Millionen in 2022 auf 150 000 in 2033).

Es wurden die alters- und geschlechtsspezifischen Prävalenzen für Europa aus dem WHO Global Status Report (15) zugrunde gelegt. Die Fallzahlen in 2033 wurden für stabile Demenzprävalenzen und für jährlich in allen Alters- und Geschlechtsgruppen um 1,2 % sinkende Demenzprävalenzen berechnet. Eine Studie auf Basis von Krankenkassendaten hatte für Deutschland zwischen 2009 und 2012 einen relativen mittleren Rückgang der Demenzprävalenz um 1,2 % pro Jahr berichtet (5).

Insgesamt wurden vier Szenarien berechnet:

  • relativ alte Bevölkerung und stabile Prävalenz
  • relativ junge Bevölkerung und stabile Prävalenz
  • relativ alte Bevölkerung und sinkende Prävalenz
  • relativ junge Bevölkerung und sinkende Prävalenz.

Präventionspotenzial

Die Berechnung des Präventionspotenzials erfolgte analog zum Vorgehen der Lancet Commission (8, 9). Es wurden adjustierte „population attributable fractions“ (PAF) für elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren berechnet: Niedrige Bildung, Hörminderung, Bluthochdruck, übermäßiger Alkoholkonsum, Adipositas, Rauchen, Depression, soziale Isolation, körperliche Inaktivität, Luftverschmutzung und Diabetes.

Der PAF gibt, unter Annahme eines kausalen Zusammenhangs, den Anteil der Krankheitsfälle in einer Bevölkerung an, der auf einen bestimmten Risikofaktor zurückzuführen ist. Da mehrere Demenzrisikofaktoren betrachtet wurden, wurde eine modifizierte Variante der Formel von Levin verwendet (20). In diese gingen die Prävalenzen der Risikofaktoren, die relativen Risiken und Gewichtungsfaktoren ein, die für ein gemeinsames Auftreten von Risikofaktoren (zum Beispiel Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck) adjustieren (20). Die relativen Risiken wurden einer kürzlich erschienen Übersichtsarbeit der Lancet Commission entnommen (8). Prävalenz und Gewichtungsfaktoren wurden auf Basis des vom FDZ-DZA des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) herausgegebenen Deutschen Alterssurveys (DEAS) 2017 berechnet (21). Im Survey wurden elf der zwölf Demenzrisikofaktoren erhoben, der Risikofaktor Schädel-Hirn-Trauma wurde nicht abgefragt. Für diesen fehlt es noch an einer einheitlichen Definition und repräsentativen Daten (8, 22).

Im nächsten Schritt wurden adjustierte „potential impact fractions“ (PIF) berechnet. Der PIF gibt die Veränderung im Anteil der Krankheitsfälle nach einer Veränderung der Prävalenz des Risikofaktors in der Bevölkerung wieder. Er wurde für eine Prävalenzreduktion der Risikofaktoren um 15 % beziehungsweise 30 % berechnet. Eine ausführlichere Beschreibung der statistischen Analysen befindet sich im eMethodenteil und in der eTabelle.

Übersicht über elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren für Demenz und verwendete Definitionen
eTabelle
Übersicht über elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren für Demenz und verwendete Definitionen

Ergebnisse

Anzahl an Demenz erkrankter Menschen

Tabelle 1 zeigt die Demenzprävalenz für Europa nach Altersgruppen und Geschlecht (15) und die geschätzte Zahl der Menschen mit Demenz in Deutschland zum 31.12.2021. Zum 31.12.2021 lag die Gesamtzahl der Menschen mit Demenz in Deutschland bei schätzungsweise 1 798 000 Menschen, schätzungsweise 1 696 000 waren im Alter ab 65 Jahren. Etwa zwei Drittel der Betroffenen waren Frauen.

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Tabelle 1
Prävalenz von Demenz nach Geschlecht und Altersgruppen für Europa (15) und geschätzte Anzahl von Menschen mit Demenz in Deutschland zum 31.12.2021

Neuerkrankungen pro Jahr

Im Jahr 2021 waren nach unseren Hochrechnungen schätzungsweise zwischen 360 000 und 440 000 Menschen im Alter ab 65 Jahren neu an einer Demenz erkrankt.

Entwicklung der Fallzahlen bis 2033

Tabelle 2 zeigt die Demenzfallzahlen in 2033 für vier Szenarien. Unter Annahme stabiler Demenzprävalenzen könnten in Deutschland in 2033 1,91 Millionen (Szenario 2) bis 2 Millionen Menschen (Szenario 1) im Alter ab 65 Jahren von Demenz betroffen sein. Sinken die Demenzprävalenzen bis 2033 jährlich um 1,2 % könnten 1,65 Millionen (Szenario 4) bis 1,74 Millionen (Szenario 3) der Menschen im Alter ab 65 Jahren erkrankt sein.

Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme stabiler Prävalenzen für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 1) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 2)
Tabelle 2a
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme stabiler Prävalenzen für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 1) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 2)
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme einer jährlich um 1,2 % sinkenden Demenzprävalenz für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 3) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 4)
Tabelle 2b
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme einer jährlich um 1,2 % sinkenden Demenzprävalenz für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 3) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 4)

Präventionspotenzial

Tabelle 3 zeigt Prävalenzen, relative Risiken, Kommunalitäten, adjustierte PAF und PIF für elf der zwölf von der Lancet-Commission ausgewählten, modifizierbaren Risikofaktoren für Demenz. Unsere Berechnungen ergeben ein Präventionspotenzial von 38 %, das heißt unter Annahme eines kausalen Zusammenhangs kann mehr als jeder dritte Demenzfall auf die betrachteten Risikofaktoren zurückgeführt werden. Die meisten Demenzfälle in Deutschland stehen mit den Risikofaktoren Hörminderung (6,3 %), Bluthochdruck (6,1 %), Depression (4,7 %), Adipositas (4,6 %) und Rauchen (4,0 %) in Zusammenhang.

Prävalenz, Relatives Risiko, Kommunalität, „population attributable fraction“ (PAF) und „potential impact fraction“ (PIF) bei 15% bzw. 30% Prävalenzreduktion für elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren
Tabelle 3
Prävalenz, Relatives Risiko, Kommunalität, „population attributable fraction“ (PAF) und „potential impact fraction“ (PIF) bei 15% bzw. 30% Prävalenzreduktion für elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren

In der Grafik ist die Anzahl der Demenzfälle in Deutschland in 2033 abgetragen (Basis: 2 Millionen Betroffene, Szenario 1), die theoretisch vermieden werden könnten, wenn es gelänge, die bevölkerungsbezogene Prävalenz der Risikofaktoren um 15 % oder sogar um 30 % zu reduzieren. Eine Reduktion um 15 % könnte die Zahl der Betroffenen in 2033 um bis zu 138 000 verringern, eine Reduktion um 30 % sogar um bis zu 265 000.

Anzahl der Demenzfälle in 2033, die bei einer Verringerung der bevölkerungsbezogenen Prävalenz von elf modifizierbaren Risikofaktoren um 15 % beziehungsweise um 30 % theoretisch vermeidbar wären. Basis: 2,0 Millionen Menschen mit Demenz in 2033 (Szenario 1, relativ alte Bevölkerung, stabile Demenzprävalenz).
Grafik
Anzahl der Demenzfälle in 2033, die bei einer Verringerung der bevölkerungsbezogenen Prävalenz von elf modifizierbaren Risikofaktoren um 15 % beziehungsweise um 30 % theoretisch vermeidbar wären. Basis: 2,0 Millionen Menschen mit Demenz in 2033 (Szenario 1, relativ alte Bevölkerung, stabile Demenzprävalenz).

Diskussion

Demenz bleibt eines der großen Public Health-Themen: Die Zahl der Betroffenen zum Ende des Jahres 2021 wird auf circa 1,8 Millionen geschätzt. Schätzungsweise 360 000 bis 440 000 waren in 2021 neu erkrankt. Bis 2033 könnten die Zahlen auf bis zu 2 Millionen Betroffene im Alter ab 65 Jahren steigen. Für die hohe Zahl der Betroffenen werden Betreuungs-, Pflege-, Therapie- und Rehabilitationsangebote benötigt. Gleichzeitig sollten auch die Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe, sowie Entlastungs- und Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige ausgebaut werden. Viele dieser Maßnahmen wurden bereits in der Nationalen Demenzstrategie vereinbart (1), sie müssen nun Stück für Stück umgesetzt werden.

Die zukünftige Entwicklung der Demenzfallzahlen hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab (23, 24). Aus einigen westlichen Ländern wurden zuletzt sinkende Prävalenzen und Inzidenzen berichtet (4). Als Ursache wird eine sinkende Prävalenz von Demenzrisikofaktoren angenommen (4, 6). Setzt sich dieser Trend fort, könnte die Zahl der Menschen mit Demenz in 2033 geringer ausfallen und bei rund 1,7 Millionen Betroffenen im Alter ab 65 Jahren liegen. Expertinnen und Experten warnen allerdings, dass sich dieser Trend durch die Zunahme von Risikofaktoren wie Adipositas, Diabetes und Bluthochdruck umkehren könnte (6, 8, 23). Eine Reihe von Faktoren, zum Beispiel eine Reduktion der Prävalenz von Risikofaktoren mit sinkender Demenzinzidenz, eine Zunahme mit steigender Demenzinzidenz oder mögliche neuropsychiatrische Spätfolgen der Covid-19-Pandemie (25) könnten sich auf die zukünftige Entwicklung der Fallzahlen auswirken.

Nach unseren Berechnungen steht mehr als jede dritte Demenzerkrankung in Deutschland mit insgesamt elf potenziell modifizierbaren Risikofaktoren in Zusammenhang. Zum Vergleich: Schätzungsweise 7 % der Demenzfälle werden mit dem wichtigsten genetischen Risikofaktor, dem ApoE є4-Allel, in Zusammenhang gebracht (26). Die in dieser Studie betrachteten, potenziell modifizierbaren Risikofaktoren wurden auf Basis systematischer Reviews und der Einschätzung von Expertinnen und Experten ausgewählt (7, 8, 9). Observationsstudien, die Studienteilnehmende über Jahre und Jahrzehnte beobachteten, zeigen für sie einen Zusammenhang mit kognitiver Verschlechterung und Demenz. Als vermittelnde Mechanismen werden zum einen der Aufbau kognitiver Reserve (zum Beispiel durch Bildung, körperliche Aktivität) und zum anderen neuropathologische Veränderungen (zum Beispiel durch Alkohol, Rauchen, Bluthochdruck) angenommen (7, 8). Für die Risikofaktoren Depression, soziale Isolation oder Hörminderung bestehen allerdings noch Zweifel an der Kausalität des Zusammenhangs mit Demenz. Hier erscheint auch eine umgekehrte Kausalität plausibel, in der eine Hörminderung ein Symptom der Prodromalphase einer Demenz ist (27) und Depression und sozialer Rückzug Folgen einer kognitiven Verschlechterung sind (9, 28). Das Präventionspotenzial könnte daher überschätzt worden sein, hier besteht noch Forschungsbedarf.

In den USA hat der amerikanische National Alzheimer Project Act Advisory Council das Ziel ausgegeben, die bevölkerungsbezogenen Prävalenzen bekannter modifizierbarer Risikofaktoren um 15 % zu reduzieren (29). Gelänge es in den nächsten Jahren, dieses Ziel in Deutschland zu erreichen, könnten von den bis zu 2 Millionen Krankheitsfällen in 2033 theoretisch etwa 138 000 verzögert oder vermieden werden. Diese Zahlen machen deutlich, dass sich stärkere Anstrengungen zur Demenzprävention lohnen können; sie könnten das Versorgungssystem entlasten. Dabei würde sich eine Prävalenzreduktion der Risikofaktoren auch positiv auf andere Erkrankungen, zum Beispiel Myokardinfarkt oder Schlaganfall, auswirken, da diese weitgehend den gleichen Risikofaktoren wie Demenz unterliegen (10).

Wie stark die Prävalenz von Risikofaktoren auf Bevölkerungsebene durch Interventionen tatsächlich gesenkt werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab: von der Wirksamkeit der Intervention, dem Anteil der Zielpopulation, den eine Präventionsmaßnahme erreicht und davon, wie viele betroffene Menschen ihr Verhalten tatsächlich ändern (30). Dass eine deutliche Reduktion der Prävalenz von Risikofaktoren möglich ist, lässt sich am Beispiel des Risikofaktors Rauchen zeigen: Durch umfassende Public Health-Maßnahmen (zum Beispiel Steuererhöhungen, Nichtraucherschutz) konnte zwischen 2003 und 2015 ein Rückgang der Rauchprävalenz in Deutschland um circa 30 % erreicht werden (31). Könnten die Risikofaktoren für Demenz in der Bevölkerung um 30 % verringert werden, könnten die Fallzahlen in 2033 theoretisch sogar um bis zu 265 000 Fälle verringert werden.

Das von uns berechnete Präventionspotenzial in Deutschland bewegt sich in einer ähnlichen Größenordnung wie die weltweiten Berechnungen der Lancet-Commission (8), allerdings unterscheiden sich Populationen darin, welche Risikofaktoren besonders verbreitet sind. In Deutschland gehen aufgrund des hohen Bildungsniveaus der Bevölkerung weniger Demenzfälle auf niedrige Bildung zurück. Stattdessen spielt das metabolische Syndrom eine größere Rolle – vergleichsweise viele Demenzfälle sind mit Bluthochdruck und Adipositas assoziiert. Bei der Weiterentwicklung von Präventionsansätzen in Deutschland sollte die hiesige Risikokonstellation berücksichtigt werden. Damit möglichst viele Menschen von evidenzbasierten Präventionskonzepten profitieren und die ansteigenden Demenzzahlen gebremst werden können, ist außerdem ein schneller, umfassender und nachhaltiger Transfer in die Praxis wichtig.

Limitationen

Bei der Interpretation der Ergebnisse müssen methodische Einschränkungen der durchgeführten Hochrechnungen berücksichtigt werden. Bislang fehlen repräsentative Daten zu Prävalenz und Inzidenz auf Bevölkerungsebene. Deutschland verfügt nicht über ein bundesweites Demenzregister, wie es etwa in Frankreich, Schweden oder Südkorea geführt wird (32). Die herangezogenen Daten zu Prävalenz und Inzidenz stammen aus europäischen, zum Teil älteren Studien und werden für breite Alterskategorien angegeben. Insbesondere für junge Erkrankte schwanken die Angaben zur Prävalenz (15, 33). Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die Fallzahlen unterschätzt werden, da Demenz erheblich unterdiagnostiziert ist (34, 35).

Die Formel von Levin bestimmt das Präventionspotenzial isoliert für einen einzelnen Risikofaktor. Da bei der Betrachtung von mehreren Risikofaktoren das Präventionspotenzial überschätzt wird, wurde eine modifizierte Variante der Formel mit Gewichtungsfaktoren verwendet (20). Mögliche Wechselwirkungen zwischen Risikofaktoren werden in der Formel allerdings nicht berücksichtigt. Insgesamt besteht zu Interaktionen zwischen Risikofaktoren für Demenz – sowohl zu potenziell modifizierbaren als auch zu nicht modifizierbaren – noch erheblicher Forschungsbedarf (36). Darüber hinaus wird das Präventionspotenzial für Demenz insgesamt dargestellt, für eine Betrachtung getrennt nach Demenzformen fehlt es aktuell noch an Daten (9).

Fazit

Die Zahl der Menschen mit Demenz in Deutschland steigt weiter an, mit erheblichen Auswirkungen auf das Versorgungssystem und die Gesellschaft. Gleichzeitig wächst das Wissen über potenziell modifizierbare Risikofaktoren. Um die Fallzahlen zu senken ist eine Weiterentwicklung von Präventionskonzepten für ein gesundes Altern und die rasche bevölkerungsweite Implementierung dieser Konzepte in die Praxis nötig.

Hinweis

Die Daten zur Anzahl an Demenz erkrankter Menschen und Anzahl an Neuerkrankungen pro Jahr wurden teilweise bereits in einem Infoblatt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft veröffentlicht. www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf.

Interessenkonflikt

RT ist Vorstandsmitglied der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V.
Die übrigen Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Manuskriptdaten
eingereicht:13.09.2022, revidierte Fassung angenommen: 05.04.2023

Anschrift für die Verfasser
Dr. rer. nat. Iris Blotenberg
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)

Standort Rostock/Greifswald
Ellernholzstraße 1–2, 17489 Greifswald
iris.blotenberg@dzne.de

Zitierweise
Blotenberg I, Hoffmann W, Thyrian JR: Dementia in Germany: epidemiology and prevention potential.
Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 470–6. DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0100

►Die englische Version des Artikels ist online abrufbar unter:
www.aerzteblatt-international.de

Zusatzmaterial
eLiteratur, eMethodenteil, eTabellen, eGrafiken, eKasten:
www.aerzteblatt.de/m2023.0100 oder über QR-Code

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Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE),
Standort Rostock/Greifswald: Dr. rer. nat. Iris Blotenberg, Prof. Dr. med. MPH Wolfgang Hoffmann, Prof. Dr. rer. med. Jochen René Thyrian
Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald: Prof. Dr. med. MPH Wolfgang Hoffmann, Prof. Dr. rer. med. Jochen René Thyrian
Anzahl der Demenzfälle in 2033, die bei einer Verringerung der bevölkerungsbezogenen Prävalenz von elf modifizierbaren Risikofaktoren um 15 % beziehungsweise um 30 % theoretisch vermeidbar wären. Basis: 2,0 Millionen Menschen mit Demenz in 2033 (Szenario 1, relativ alte Bevölkerung, stabile Demenzprävalenz).
Grafik
Anzahl der Demenzfälle in 2033, die bei einer Verringerung der bevölkerungsbezogenen Prävalenz von elf modifizierbaren Risikofaktoren um 15 % beziehungsweise um 30 % theoretisch vermeidbar wären. Basis: 2,0 Millionen Menschen mit Demenz in 2033 (Szenario 1, relativ alte Bevölkerung, stabile Demenzprävalenz).
Prävalenz von Demenz nach Geschlecht und Altersgruppen für Europa (15) und geschätzte Anzahl von Menschen mit Demenz in Deutschland zum 31.12.2021
Tabelle 1
Prävalenz von Demenz nach Geschlecht und Altersgruppen für Europa (15) und geschätzte Anzahl von Menschen mit Demenz in Deutschland zum 31.12.2021
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme stabiler Prävalenzen für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 1) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 2)
Tabelle 2a
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme stabiler Prävalenzen für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 1) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 2)
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme einer jährlich um 1,2 % sinkenden Demenzprävalenz für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 3) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 4)
Tabelle 2b
Für Deutschland in 2033 prognostizierte Anzahl von Menschen mit Demenz ab 65 Jahren unter Annahme einer jährlich um 1,2 % sinkenden Demenzprävalenz für die Bevölkerungsvarianten „relativ alte Bevölkerung“ (Szenario 3) und „relativ junge Bevölkerung“ (Szenario 4)
Prävalenz, Relatives Risiko, Kommunalität, „population attributable fraction“ (PAF) und „potential impact fraction“ (PIF) bei 15% bzw. 30% Prävalenzreduktion für elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren
Tabelle 3
Prävalenz, Relatives Risiko, Kommunalität, „population attributable fraction“ (PAF) und „potential impact fraction“ (PIF) bei 15% bzw. 30% Prävalenzreduktion für elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren
Übersicht über elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren für Demenz und verwendete Definitionen
eTabelle
Übersicht über elf potenziell modifizierbare Risikofaktoren für Demenz und verwendete Definitionen
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Der klinische Schnappschuss

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