ArchivDeutsches Ärzteblatt37/2023Koma nach FSME-Virusinfektion bei einem Kind
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Ein dreizehnjähriges bis dahin gesundes, immunkompetentes Mädchen wurde mit zweigipfligem Symptomverlauf mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Gangunfähigkeit und Vigilanzminderung aufgenommen. Wenige Tage zuvor war ein Zeckenbiss festgestellt worden. Am Tag nach Aufnahme erlitt das Mädchen rezidivierende Krampfanfälle, sodass bei infolge eines fehlenden Atemantriebs eine notfallbedingte Intubation und intensivmedizinische Behandlung erfolgten. Im Verlauf zeigte sich eine zunehmende autonome Dysregulation mit Blutdruckschwankungen und Hirndruckanstieg. Deshalb wurde eine bilaterale Hemikraniektomie durchgeführt. Aktuell persistiert ein Syndrom reaktionsloser Wachheit.

Axiales FLAIR-MRT-Bild
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Anamnese, Symptomatik, FSME-IgM-positives Serum und cMRT-Befund deuteten initial auf eine virale Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) hin. Die Diagnose wurde einige Tage später durch Nachweis einer FSME-IgG-Serokonversion bestätigt. Die FSME-Inzidenz beträgt 0,7–2/100 000 Einwohner. Bei schwerer FSME-Encephalomyelitis verbleiben bei 50 % der Erkrankten neurologische Schäden, 30 % sterben an Erkrankungsfolgen. Differenzialdiagnosen sind beispielsweise Herpes-Enzephalitis und Borreliose. Eine zielgerichtete Therapie existiert nicht. Die STIKO empfiehlt ab dem zweiten Lebensjahr Impfungen in Risikogebieten. Bei den zunehmend größer werdenden Endemiegebieten ist die ärztliche Aufklärung von Bedeutung.

Dr. med. Leonie Zerweck, PD Dr. med. Benjamin Bender, Abteilung Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, Universitätsklinikum Tübingen, Leonie.Zerweck@med.uni-tuebingen.de

Dr. med. Andrea Bevot, Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie, Sozialpädiatrie, Universitätsklinikum Tübingen

Interessenkonflikt: Die Autorin und die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Zitierweise: Zerweck L, Bevot A, Bender B: Coma following TBE virus infection in a child. Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 612. DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0188

►Vergrößerte Abbildung und englische Übersetzung unter: www.aerzteblatt.de

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