ArchivDeutsches Ärzteblatt37/2023Medizinische Fachangestellte: Mehr Respekt für Unverzichtbare

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Medizinische Fachangestellte: Mehr Respekt für Unverzichtbare

Lau, Tobias

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Rund 1 000 Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte haben in Berlin für eine dringend nötige Verbesserung ihrer Lohn- und Arbeitssituation demonstriert. Vor allem die Budgetierung habe die ambulante Versorgung kaputtgespart, hieß es auf der Kundgebung. Aus der Ärzteschaft erhielten sie breite Solidarität.

Geld und Anerkennung: In Berlin demonstrierten rund 1 000 Medizinische Fachangestellte für bessere Arbeitsbedingungen. Foto: Maybaum
Geld und Anerkennung: In Berlin demonstrierten rund 1 000 Medizinische Fachangestellte für bessere Arbeitsbedingungen. Foto: Maybaum

Nicht weniger als 30 Prozent Lohnsteigerung bräuchten Medizinische Fachangestellte (MFA) und Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA), hatte die Präsidentin des Verbands der Medizinischen Fachberufe (vmf), Hannelore König, bei der Demonstration am Brandenburger Tor Anfang September gefordert. So groß sei der Lohnabstand zu Sozialversicherungsfachangestellten – ebenfalls ein dualer Ausbildungsberuf, „aber ohne die Infektionsgefahr und den Stress, den wir haben“. Ebenfalls 30 Prozent betrage der Anteil Beschäftigten in Arztpraxen, die im Niedriglohnbereich arbeiten. „30 Jahre Budgetierung haben das Gesundheitssystem kaputtgemacht“, klagte sie. Neben einem Ende der Budgetierung brauche es vor allem höhere Honorare, damit die Niedergelassenen als Arbeitgeber mehr Spielraum haben, angemessene Gehälter zu zahlen. Ein Kernproblem sei dabei vor allem die fehlende Wertschätzung für die nichtärztlichen Gesundheitsberufe, hatten zwei Dutzend Rednerinnen und Redner immer wieder betont. „Sie haben uns gestützt in den vergangenen Jahren, vor allem in der Coronapandemie, aber man hat den Eindruck, Sie seien unsichtbar“, erklärte die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. med. Ellen Lundershausen. Sie wolle deshalb demonstrieren, „dass die Ärzteschaft hinter Ihnen steht“. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und zahlreiche Kassenärztliche Vereinigungen hatten bereits im Vorfeld ihre Unterstützung bekundet.

Mehr Berufsperspektive

Darüber hinaus brauche es auch bessere Perspektiven: Mehr Aufstiegsmöglichkeiten, auch durch eine Akademisierung, genauso wie eine Neuordnung der Ausbildung samt Anerkennung der wesentlichen medizinischen Ausbildungsinhalte, forderte Erik Bodendieck, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen/MFA bei der BÄK. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe die Bundestagswahl mit einem Versprechen für mehr Respekt gewonnen. „Respekt drückt sich aber nicht dadurch aus, dass man in Sonntagsreden Danke sagt. Sondern Respekt drückt sich dadurch aus, dass man die Berufe, die die Gesellschaft am Laufen halten, honoriert, wahrnimmt und fördert. Das sehe ich nicht“, sagte Bodendieck.

Der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Dr. med. Markus Beier, betonte die Wertschätzung der Niedergelassenen. Es brauche aber eine Strukturpauschale, „die die Arbeit der Teams auch abbildet“.

Insbesondere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war durchgehend Ziel der Kritik – speziell von den CDU/CSU-Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner, Simone Borchardt und Stephan Pilsinger sowie des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU). Pilsinger versprach, seine Fraktion werde zeitnah einen Antrag für eine Reform der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) einbringen. „Wir werden noch mal richtig Druck machen in den nächsten Wochen und Monaten, damit sich da endlich etwas tut.“ Doch es verfing nicht: Auf die Nachfrage, warum die Union das nicht bereits in den vorherigen 16 Jahren an der Macht getan hat, gab er die Schuld den damaligen Koalitionspartnern. Die Demonstrierenden quittierten das mit Pfiffen und Buhrufen. Tobias Lau

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