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Notfallmedizin: Pro und Kontra Atemspende


In einer Studie wurde jeder zweite Melder nur zur Thoraxkompression instruiert, nicht aber zur Atemspende. Wie Alfred Hallstrom von der dortigen Universität jetzt berichtet, verkürzte sich dadurch die telefonische Anweisung um 1,4 Minuten (NEJM 2000; 342: 1546–1553). Die Helfer konnten früher mit der Reanimation beginnen. Als Folge davon erreichten mehr Patienten die Klinik, und die Krankenhausmortalität war niedriger als nach kompletter ABC-Reanimation (die Unterschiede waren jedoch nicht signifikant). Für die alleinige Thoraxkompression spricht auch, dass mehr Anrufer sich dazu in der Lage fühlten, diese durchzuführen. Nur 2,9 Prozent der Anrufer verweigerten sie gegenüber 7,2 Prozent, wenn sie zur gesamten ABC-Regel angeleitet werden sollten.
Es stellt sich natürlich die Frage, ob die Studienergebnisse auf andere Situationen übertragbar sind, etwa wenn keine Anweisungen per Telefon gegeben werden können. Die Autoren glauben, dass dies der Fall ist. Sie können auf zwei weitere Studien und Experimente am Schwein verweisen, in denen mit der alleinigen Thoraxkompression gleich gute Ergebnisse wie mit der kompletten ABC-Regel gemacht wurden. Die American Heart Association (AHA) weist in ihrer Richtlinie von 1997 darauf hin, dass die Atemspende in den ersten Minuten nach einem Herzstillstand möglicherweise unnötig sei und Risiken berge, weil dafür die Thoraxkompression unterbrochen werden muss oder weil sich der Magen zu sehr mit Luft füllen könnte. Die AHA gibt in einer ersten Stellungnahme jedoch zu bedenken, dass Menschen, die aufgrund einer Verlegung der Atemwege einen Atemstillstand erleiden, irrtümlich nur mit Thoraxkompression behandelt werden könnten. Wer die ABC-Regel beherrsche, solle sie deshalb auch nach Möglichkeit anwenden. Rüdiger Meyer
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