

Sie sind bundesweit bekannt, täglich berichtet nicht nur die Boulevardpresse über sie: die Ex-Big-Brother-Bewohner. Die Trashkultur boomt. Angesagt sind Comedy, Fun und Reality-TV. Was George Orwell in „1984“ noch als erschreckendes Szenario einer durch und durch totalitären Gesellschaft beschrieben hat („Big Brother is watching you“), ist im Jahr 2000 zu einer Form des gewöhnlichen Entertainments geworden. Proteste von Politikern und Kirchen gegen dieses Sendeformat blieben weitgehend ungehört. Die Reihe wurde nicht abgesetzt, die Einschaltquoten stiegen, und inzwischen ist „Big Brother“ für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.
Jetzt hat die zweite Staffel begonnen – diesmal gehören zwei Mediziner zu den Bewohnern. Anästhesistin Stefanie aus Köln und Medizinstudent Walter aus Klagenfurt. Stefanie „ist traurig, wenn Menschen sterben“ und „freut sich, wenn andere wieder gesund werden“. Sie und Walter werden wohl auch wegen der Siegprämie von 250 000 DM in den Container gezogen sein.
Zahlreiche Fernsehzuschauer sind möglicherweise enttäuscht von ihren „Halbgöttern in Weiß“, von denen sie eine gewisse Vorbildfunktion erwarten. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die meisten Zuschauer gar nichts dabei finden, dass auch Vertreter dieses Berufes klassische Wertvorstellungen wie Toleranz oder Wahrung der Privatsphäre über Bord werfen, wenn es um Prämien und Popularität geht.
„Big Brother“ wird sicherlich bald von anderen Konzepten überholt worden sein. Vielleicht interessiert sich schon in Kürze kein Mensch mehr für die Container-Bewohner. Dass es hohe Einschaltquoten gibt, wenn es um immense Geldsummen geht, scheint jedoch ein Trend der Zeit zu sein. So erfreuen sich zurzeit Sendungen, in denen man durch die Beantwortung weniger Fragen Millionär werden kann, ebenfalls großer Beliebtheit. Im kommenden Jahr sollen Adipöse gemeinsam abnehmen; die verlorenen Pfunde des Siegers werden in Gold aufgewogen.
Gisela Klinkhammer
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