

Etwa 80 Prozent der bei Kindern angewendeten Arzneimittel sind nicht für Kinder zugelassen, also hinsichtlich Dosierung und Wirkung nicht gezielt an Kindern untersucht worden. Dies sei eine „Diskriminierung der Kinder“, sagte Prof. Dr. med. Hansjörg Seyberth, Direktor der Universitäts-Kinderklinik Marburg. Er beklagte, dass Kinderärzte derzeit bei notwendigen Behandlungen „Erwachsenenmedikamente“ außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche und des haftungsrechtlichen Schutzes einsetzen müssten. Im Namen der Deutschen Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin forderte Seyberth, bindende Richtlinien für Arzneimittelprüfungen bei Kindern zu entwickeln und kompetente Ethikkommissionen einzusetzen, die darüber wachen. Da die „rein wirtschaftlichen“ Aspekte die spezielle Rolle der Kinder unberücksichtigt ließen, seien staatliche Maßnahmen zur Förderung von Arzneimittelprüfungen bei Kindern unerlässlich.
Derweil haben SPD und Grüne einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der Defizite und Handlungsnotwendigkeiten bei der medikamentösen Behandlung von Kindern und Jugendlichen konstatiert. Unter anderem müssten die Arzneimittelhersteller angehalten werden, bei Neu- und Nachzulassungen die Indikationsstellung auch für die Kinderheilkunde zu beantragen. JF