

Das mögen persönliche Zufallserkenntnisse gewesen sein. Doch soeben veröffentlichte „Die Woche“ eine Repräsentativumfrage. Danach beantworten 64 Prozent der Bevölkerung die Frage „Soll in Deutschland die aktive Sterbehilfe erlaubt werden?“ mit JA. Lediglich 29 Prozent antworten mit NEIN. Besonders hoch (mit 70 Prozent) ist die Zustimmung in Ostdeutschland.
Solche Bevölkerungsmeinungen stehen im Gegensatz zu den von der Ärzteschaft verteidigten Positionen. Wenn – was sicher erscheint – die öffentliche Debatte über die Sterbehilfe weitergeht, könnten die Ärzte in die Zwickmühle geraten, obwohl sie sehr gute Argumente haben, aktive Sterbehilfe abzulehnen.
Was ist zu tun?
Spricht man mit alten Leuten, dann kommen im Wesentlichen zwei Argumente zugunsten der Sterbehilfe: Zum einen plagt viele Menschen die Sorge, durch Intensivmedizin werde ihr Leiden und ihr Leben unnötig verlängert. Man möchte stattdessen der Natur ihren Lauf lassen. Zum anderen wollen alte Menschen ihren Mitmenschen nicht zur Last fallen und haben deshalb fast panische Angst, Pflegefall zu werden.
Auf diese beiden kritischen Fragen, die für Schwerkranke und für Alte oftmals im Zentrum aller Gedanken stehen, müssen klare und beruhigende Antworten gefunden werden. Die Bundesärztekammer hat mit ihren Grundsätzen zur ärztlichen Sterbebegleitung einen Anfang gemacht. Die Menschen müssen freilich darauf vertrauen können, dass Ärzte (und Pflegepersonal) auch tatsächlich danach handeln. Und das „zur Last fallen“? Jeder alte Mensch weiß, dass Pflege extrem teuer werden kann. Auch Besserverdienende können sie vielfach nicht aus eigenen Mittel bestreiten. Irgendjemand aus der Familie wird deshalb die „Last“ finanziell oder durch eigene Pflegeleistung tragen müssen. Viele tun das, viele sind aber in unserer Singlegesellschaft überfordert. Gesucht wird eine auch in der Zukunft tragende Lösung. Die Sterbehilfe sollte eigentlich keine sein. Norbert Jachertz