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Lercanidipin: Stoffwechselneutraler Calciumantagonist


Klinisch relevante Unterschiede bei den Calciumantagonisten betreffen das pharmakokinetische Profil wie Anflutung, Verweildauer am Rezeptor und die Plasma-Halbwertszeit. Die heutigen Anforderungen an Calciumantagonisten erfüllt der Wirkstoff Lercanidipin, der als Corifeo® (UCB Pharma) und Carmen® (Berlin Chemie) in Deutschland eingeführt wurde.
Lange Rezeptorbindung und Auswaschphase
Substanzen, die langsam anfluten, deren Wirkung daher auch langsam einsetzt, und die eine lange Wirkdauer haben, sodass sie bei täglicher Einmalgabe in nicht retardierter Form 24 Stunden lang wirken, werden zu den Calciumantagonisten der dritten Generation gerechnet. Dazu zählen Amlodipin, Lacidipin und Lercanidipin.
Letztere Substanz bezeichnete Prof. Thomas Unger (Kiel) als die fortgeschrittenste Entwicklung. Außerdem besitzt Lercanidipin die höchste Cholesterol-Toleranz und die höchste Gefäßselektivität von allen Calciumantagonisten vom Nifedipin-Typ. Neue Maßstäbe setzt Lercanidipin auch im Hinblick auf die Verträglichkeit. Vor der bereits in 15 europäischen Ländern erfolgten Zulassung wurden 38 kontrollierte klinische Studien mit mehr als 2 600 Patienten mit Hypertonie durchgeführt. Dabei dienten als Vergleich Placebo und etablierte Antihypertonika, berichtete Dr. Lucas Orlandini (Chiasso/ Schweiz).
In allen Studien zeigte der neue Calciumantagonist ein außergewöhnlich günstiges Nebenwirkungsprofil. Eine für DHP typische Nebenwirkung sind Knöchelödeme. Sie wurden unter der therapeutischen Dosis von 10 mg nicht häufiger registriert als unter Placebo: Unter Placebo traten bei einem Prozent der Patienten Knöchelödeme auf, unter der 10-mg-Dosierung von Lercanidipin in 0,9 Prozent. Die 20-mg-Dosierung induzierte bei 1,6 Prozent der Patienten solche Nebeneffekte. Inzwischen liegen Therapieerfahrungen an rund zwei Millionen Patienten vor.
Lercanidipin bewirkte in allen klinischen Studien eine effektive Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks und eine gesicherte 24-Stunden-Wirkung bei täglicher Einmalgabe. Die optimale Dosis wurde auf 10 mg/Tag festgelegt. Eine Erhöhung der Dosis auf 20 mg/ Tag führt zu einer signifikanten Verstärkung des blutdrucksenkenden Effektes.
Wie Prof. Arya-Mitra Sharma (Berlin-Buch) berichtete, provoziert Lercanidipin im therapeutischen Dosisbereich keine gegenregulatorische Aktivierung des Sympathikus oder des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Die Herzfrequenz bleibt also unbeeinflusst. Die Substanz ist auch im hohen Maße stoffwechselneutral. Die Parameter des Lipid- und Glukose-Stoffwechsels werden in keiner Weise negativ beeinflusst.
In einer Langzeitstudie über ein Jahr konnte sogar eine signifikante Reduktion bei solchen Patienten erreicht werden, die zu Beginn der Studie erhöhte Glukose-, Kreatinin- und Gesamtcholesterin-Werte aufwiesen. Damit eignet sich dieses Antihypertensivum besonders zur Behandlung von Patienten mit metabolischem Syndrom und Diabetes mellitus. Auch eine Dosisanpassung ist bei diesen Patienten nicht erforderlich.
Dr. Peter Trenkwalder (Starnberg) hob das weitgehende Fehlen von Kontraindikationen für Lercanidipin hervor. So können die Präparate Corifeo und Carmen auch bei Patienten mit Neigung zu Bradykardie, bei Asthma bronchiale, chronisch entzündlichen Atemwegsobstruktionen sowie im höheren Lebensalter problemlos eingesetzt werden. Siegfried Hoc
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