ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2001Freisprecheinrichtungen: Hände weg vom Handy

VARIA: Technik

Freisprecheinrichtungen: Hände weg vom Handy

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LNSLNS Neues Gesetz gilt seit Februar – Bußgeld wird erst ab April fällig.


Autofahrer mit dem Handy am Ohr sind ein alltäglicher Anblick. Seit dem 1. Februar 2001 droht aber nun ein Konflikt mit dem Gesetz. Im Auto darf nur noch telefoniert werden, wenn der Hörer oder das Handy dazu nicht in die Hand genommen wird – also mittels Freisprecheinrichtung. Dies gilt auch für das Wählen oder Versenden von Kurznachrichten, so genannte SMS. Wer sich nicht an die Regel hält, muss mit einem Verwarnungsgeld in Höhe von 60 DM rechnen, allerdings erst ab dem 1. April. Bis dahin begnügt sich die Polizei mit dem Hinweis auf das Verbot. Grund: Die Änderung des Bußgeldkatalogs tritt erst zu diesem Zeitpunkt in Kraft. Auch Radfahrer sind von der neuen Regelung betroffen: Wer ab April beim Telefonieren mit einem Handy erwischt wird, muss 30 DM bezahlen.
Mit der neuen Regelung ist Deutschland spät dran. In der Schweiz, Frankreich, Dänemark oder Slowenien besteht das Verbot seit Jahren. In Spanien und Norwegen kann das Telefonieren während der Fahrt rund 1 200 DM kosten, in Polen sieht das Gesetz bis zu 2 500 DM Strafe vor. Hier liegt Deutschland mit 60 DM immer noch sehr günstig. Viel teurer kann es werden, wenn aufgrund eines Handytelefonates ein Unfall verursacht wird. In diesem Fall kann die Versicherung aufgrund grober Fahrlässigkeit die Regulierung des Schadens verweigern. So entschied das Oberlandesgericht Köln in einem Fall, bei dem ein Autofahrer auf nasser Autobahn und bei Nebel seine Frau anrufen wollte und dabei verunglückte (Az.: 9U 43/00): Lediglich der Haftpflichtschutz bleibt bestehen. Dieser entfällt nur, wenn der Fahrer eine Obliegenheitsverletzung begangen hat, dazu gehört beispielsweise Trunkenheit am Steuer, nicht jedoch das Telefonieren mit einem Handy.
In einigen Fällen darf jedoch weiter unbesorgt zum Hörer gegriffen werden. So ist das Telefonieren während des Parkens erlaubt. Ebenso darf während des Wartens vor Bahnübergängen mit Handy in der Hand telefoniert werden, wenn der Motor abgeschaltet ist. Auch wer im Stau steht und den Motor ausgemacht hat, darf auf der Tastatur tippen. Verboten ist hingegen das Halten auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Vertrags- und Fachwerkstätten sowie die Zubehörindustrie bieten Freisprecheinrichtungen in verschiedenen Arten und Preisstufen an. In jedem Fall sollte bei der Anschaffung auf das e-Prüfsiegel geachtet werden (etwa e1). Dieses bescheinigt die elektromagnetische Verträglichkeit, also den störungsfreien Betrieb des Geräts im Fahrzeug.
Die kostengünstigste Freisprecheinrichtung ist das Headset. Ein Ohrhörer und ein Mikrofon werden per Kabel mit dem Handy verbunden. Die einfachste Version erinnert an einen Walkman-Ohrhörer. Aufwendigere Modelle verfügen über einen Bügel, an dem Hörer und Mikrofon befestigt sind. Vereinzelt gehört diese Einrichtung bereits zum Lieferumfang des Handys. Headsets sind ab etwa 20 DM erhältlich. Nachteil: Ohne Antenne bleibt ein Teil der Strahlung im Fahrzeuginnern. Zusammen mit einer zusätzlichen Antenne kann es schnell zu einem Kabelwirrwarr im Auto kommen.
Verschiedene Hersteller bieten ein Netzteil für den Zigarettenanzünder, kombiniert mit einem Lautsprecher, an. Hier entfällt zwar der lästige Kabelverhau, das Problem der Strahlung im Fahrzeuginnern bleibt davon aber unberührt. Die Sprachqualität des Lautsprechers ist meist in Ordnung. Die Stimmübertragung des Fahrers ist aber abhängig von der Lage des Handys im Auto, wenn kein separates Mikrofon am Fahrzeug installiert wird. Liegt es weiter entfernt, kann der Gesprächspartner den Fahrer oft kaum oder nur sehr leise verstehen. Ist das Gerät mit einer Ladefunktion für das Handy ausgestattet, sollte diese unbedingt mit einem Überladeschutz ausgestattet sein. Preis: ab etwa 50 DM.
Eine Freisprecheinrichtung besteht aus einer Schale, in die das Handy eingeklinkt wird, ein Mikrofon, das möglichst in Gesichtshöhe des Fahrers montiert wird, sowie einer Außenantenne. Die Stimme des Anrufers ist entweder aus einem separaten Lautsprecher oder über das Radio zu hören. Je nach Radio wird zum Teil die Lautstärke auf null reduziert. Die meisten Schalen laden außerdem das Handy automatisch nach, ein Überladeschutz sollte dann in jedem Fall integriert sein. Diese Freisprecheinrichtung wird am besten in der Fachwerkstatt montiert. Der Preis ist abhängig vom Fahrzeug und dem verwendeten Handymodell. Es ist mit einem Minimum von rund 500 bis 600 DM zu rechnen.
Festeinbau
Hier wird ein normales Autotelefon in das Fahrzeug integriert. Je nach Auto gibt es Lösungen, bei denen nicht einmal der Hörer zu sehen sein muss. Ein Festeinbau bietet oft den größten Komfort und die beste Sprachqualität. Auch sind Funklöcher seltener, da diese Anlagen mit einer höheren Leistung senden. Qualität hat ihren Preis. Einen Festeinbau gibt es kaum unter 1 000 DM. Im Schnitt sind es 1 000 bis
2 000 DM, einschließlich Einbau.
Für den Festeinbau ist eine zweite Telefonkarte (Twin-Card) empfehlenswert. Wird das Handy abgeschaltet, ist automatisch das Autotelefon aktiv, der Teilnehmer unter der gleichen Nummer erreichbar. Diese Zweitkarte gibt es aber nur für bestimmte Verträge der verschiedenen Anbieter.
Radio mit Telefon
Einige Autoradiohersteller bieten Geräte mit integriertem Mobiltelefon an (zum Beispiel Blaupunkt Antares T60). Diese verfügen über ähnlichen Komfort wie ein Festeinbau, eine interessante Alternative für diejenigen, die derzeit über den Neukauf eines Autoradios nachdenken. Solche Lösungen werden außerdem von einigen Autoherstellern ab Werk angeboten. Diese Systeme ermöglichen in Verbindung mit den entsprechenden Tasten auf dem Lenkrad die Bedienung des Telefons, ohne dass die Hände vom Lenkrad genommen werden müssen. Unterstützt das integrierte Telefon eine Spracherkennung, kann mittels Stimme die Telefonnummer gewählt werden (etwa beim Command-System von Mercedes).
Vorrüstungen
Die Autohersteller bieten zum Teil Vorrüstungen für Handys an. Diese kosten zwischen 500 und 700 DM. Der spätere Einbau einer Freisprecheinrichtung wird aber nur in den seltensten Fällen günstiger. Zwar entfällt der Einbau einer Antenne, aber die installierte VDA-Schnittstelle wird nur von den wenigsten Anbietern von Freisprecheinrichtungen genutzt. Vor- und Nachrüstung kosten so zusammen oft mehr, als ein ab Werk georderter Festeinbau. Marc Seidel


Die billigste Lösung: ein Headset. Ab rund 20 DM zu haben, bietet es guten Sprachkomfort. Nachteil: Ohne Außenantenne bleibt viel Strahlung im Fahrzeuginnern, ohne Befestigung fliegt das Handy bei starkem Bremsen schnell durch das Auto. Zusammen mit einem Netzanschluss sowie einer Außenantenne gibt es außerdem Kabelsalat.


Dass Telefonieren im Auto gefährlich sein kann, ist nicht neu. Bereits 1997 erstellte die Universität in Bremen eine ausführliche Studie über dieses Problem. Das Ergebnis fiel erwartungsgemäß aus: Alle Testpersonen sagten nach dem Befahren einer vorgegebenen Strecke aus, keine Fahrfehler begangen zu haben. Die Videoanalyse bewies allerdings das Gegenteil: 6,5 Fahrfehler wurden registriert. Ohne Telefonat gab es nur einen einzigen Fahrfehler. Allerdings wies der Test auch ein erhöhtes Risiko beim Telefonieren mit einer Freisprechanlage aus: 3,4 Fehler registrierten die Testprotokolle bei dieser Variante. Denn auch der Gesprächsinhalt kann von der Fahrt ablenken.


Diese Plug-and-play-Freisprechanlage lässt sich zwar schnell montieren, der Kabelsalat ist aber programmiert. Ohne Mikrofon ist die Sprachqualität des Fahrers sehr begrenzt.

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