BRIEFE
Ärztliche Gutachter: Unheilvolle Rollenverteilung
Zum Beitrag „Berufsbild und Selbstverständnis“ von Dr. med. Wolfgang Hausotter in Heft 12/2001:


So kann ärztliche Begutachtung angesichts der veränderten Lebensbedingungen nicht weiter primär am Organ- und Funktionsbefund festgemacht werden, son-dern bedarf heute der Berücksichtigung der hieraus resultierenden Krankheitsfolgen im individuellen Kontext.
Die eigentliche Problematik zwischen den Positionen entsteht daher in der Realität nicht aufgrund „leichtfertiger Bescheinigungen“ oder „einseitiger Parteinahme“, sondern viel häufiger dadurch, dass begutachtende und behandelnde Ärzte die verschiedenen Dimensionen einer Erkrankung oder Störung unterschiedlich wahrnehmen und berücksichtigen.
Die Lösung dieses Problems könnte Gestalt annehmen, gelänge es, gleichsinnig bemüht zu sein, die individuell unterschiedlichen Dimensionen von Funktionsfähigkeit und Behinderung – auf der Grundlage und im Sinne der WHO, dargestellt im ICIDH-2 – zu erfassen und diese entsprechend ihrer individuellen Bedeutung bei der Beurteilung zu berücksichtigen. Hierbei wäre neben „emotionaler Unbestechlichkeit“ allerdings auch „emotionale Kompetenz“ einzufordern.
Dr. med. Hans Martin Beyer, Kobelstraße 2, 87629 Füssen
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