

Die Präimplantationsdiagnostik (PID) ist medizinisch sinnvoll. Dass die Delegierten des Deutschen Ärztetages sich einer klaren Stellungnahme zu diesem Thema mit dem Verweis auf die „ungeklärte Rechtslage“ enthielten, ist beschämend. Es geht hierbei nicht um die „Rechtslage“, sondern um die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass die PID, trotz medizinischer Rechtfertigung, das ethische Fundament unserer Menschlichkeit durch die Teilung in „lebenswert“ und „lebensunwert“ infrage stellt. Dieses Paradoxon kann nur durch die gleichzeitige radikale Bejahung eines jeden menschlichen Lebens und Unterstützung kranker und behinderter Menschen gelöst werden – nur auf diesem gesellschaftlichen Fundament ist eine PID paradoxerweise ethisch vertretbar.
Dr. med. Hans Jörgen Grabe,
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Rostocker Chaussee 70, 18437 Stralsund