BRIEFE
Zertifizierung: Offenkundige Meinung
Zu dem Leserbrief „Richtige Fragen stellen“ von Dr. med. David Klemperer in Heft 25/2001:


Zu den wichtigsten einzelnen Punkten:
Die Kompetenz von Ärzten nimmt im Verlauf des Berufslebens zu. Nicht alle Personen in allen Berufszweigen leisten hervorragende Arbeit, und nicht wenige von denen, die dieses nicht tun, richten ebenfalls erheblichen Schaden an (Politiker, Anwälte, Heilpraktiker, Fußpfleger, Lehrer, Finanzbeamte, Journalisten usw.).
Was den Vergleich mit den USA angeht, sollte nicht nur die Verpflichtung des einzelnen Mediziners gesehen werden, sich fortzubilden, sondern auch die Verpflichtung des Staates, der seine Bürger kunstgerecht medizinisch versorgt wissen möchte, für die strukturellen Voraussetzungen zu sorgen. In den Vereinigten Staaten ist das Ausbildungs- und Weiterbildungssystem von erheblich besserer Qualität, die Berufschancen für Mediziner mit Facharztkompetenz mittlerweile mit den unseren nicht mehr annähernd vergleichbar. Hierzulande verschwindet eine Neufassung der Approbationsordnung nach der anderen für Jahre (die letzte schimmelt seit ihrem Beschluss im Bundestag im Jahr 1997 vor sich hin) in der Schublade, obwohl eine Novellierung des Ausbildungssystems seit langem überfällig ist. Soviel zum Thema „Transfer von neuen und nutzbringenden Erkenntnissen“, den Herr Senatsmitarbeiter Dr. Klemperer bei der Ärzteschaft in dramatischer Weise als zu langsam und vernachlässigt ansieht und deshalb, so möchte ich den Duktus des Briefes insgesamt interpretieren, gerne mit dem Wort Bringschuld auf dem Banner der Ärzteschaft restriktiv zu Leibe rücken möchte.
Im Bundesland Bremen, das neben den neuen Ländern das am höchsten aus Länderfinanzausgleichsmitteln alimentierte ist, sollte man vorsichtig damit sein, von politisch defizitärer Ebene anderen die Erledigung ihrer Hausaufgaben anzumahnen. Es gibt sogar Stimmen, die meinen, dass in der Öko-Hochburg Bremen die gewöhnliche Schulmedizin nur deshalb noch erlaubt ist, weil sich gelegentlich Bürgerschaftsmitglieder die Beine brechen und vom hoffentlich qualitätsgesicherten Heilpraktiker nicht suffizient therapiert werden konnten.
Jörn Bischoff, Weinbauernstraße 13 a, 81539 München
Anzeige
Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.