ArchivDeutsches Ärzteblatt30/2001Wenn Ärzte unter Druck stehen

MEDIZIN: Referiert

Wenn Ärzte unter Druck stehen

bt

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LNSLNS Ob sich die Entscheidung eines Arztes davon beeinflussen lässt, dass er unter dem Druck einer Drohung des Patienten oder der Angehörigen steht, versuchten dänische Autoren in einer Studie in Norwegen herauszufinden. Gemeint waren Drohungen einer Beschwerde bei staatlichen oder ärztlich disziplinarischen Stellen, Drohungen finanzieller oder publizistischer Art oder gar Klagen auf Kunstfehler. Von knapp tausend Studienteilnehmern – ein repräsentativer Ausschnitt aus allen Alters- und Fachgruppen der norwegischen Ärzteschaft – hatten 47 Prozent in der letzten Zeit Erfahrungen dieser Art gemacht. Den Studienteilnehmern wurden zwei Fallbeispiele vorgelegt, zu denen sie ihre klinischen Entscheidungen mitteilen sollten; in der Hälfte der Fragebögen war dem sonst identischen Fall eine Drohung beigefügt. Die aktuelle Drohung zeigte Wirkung: In 44 Prozent der Fälle von Herzbeschwerden mit Drohung wurde eine defensive Strategie gewählt, nur in 30 Prozent hingegen bei den Fällen ohne Drohung. Ähnlich bei Frauen mit Kopfschmerzen (57 gegenüber 25 Prozent). Mit der eigenen Erfahrung jedoch hatte die Entscheidung, defensiv zu behandeln oder nicht, nichts zu tun: Ärzte, die bereits Drohungen erfahren hatten, verhielten sich zu 38 Prozent defensiv, die anderen zu 36 Prozent bei den Herzbeschwerden; bei den Kopfschmerzen waren es 41 und 40 Prozent. bt

Kristiansen IS, Førde OH, Aasland O, Hotvedt R, Johnsen R, Førde R: Threats from patients and their effects on medical decision making: a cross sectional, randomised trial. Lancet 2001; 357: 1258–1261.

Dr. Ivar Sønbø Kristiansen, Institute of Public Health of Southern Denmark, DK 5000 C Odense.

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