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Rheumatoide Arthritis: Neue Substanz hemmt die Leukotrienbildung


Obwohl Substanzen aus der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika wie Diclofenac oder Ibuprofen eine gut dokumentierte analgetische und antiinflammatorische Aktivität aufweisen, ist ihr hohes gastrointestinales Nebenwirkungspotenzial nicht zu unterschätzen. Erst in jüngster Zeit sind Wirkstoffe entwickelt worden, die selektiv nur gewisse Enzyme des Arachidonsäurestoffwechsels hemmen. Im Mittelpunkt steht die Cyclo-oxygenase 2, deren Aktivität von Substanzen wie Rofecoxib oder Celecoxib entscheidend gehemmt wird.
Für die Behandlung von Patienten mit Osteoarthritis befindet sich derzeit der erste COX- und 5-LOX-Hemmer mit dem Labornamen ML3000 in der Entwicklung. Die Resultate einer Phase-IIb-Studie mit ML3000 sind von Prof. Stefan Laufer (Universität Tübingen) bei einer Pressekonferenz der Firma Merckle anlässlich des Europäischen Rheumatologenkongresses in Prag vorgestellt worden.
Es handelt sich um einen Wirkstoff mit zwei pharmakologischen Zielen im Organismus. Er hemmt ausgewogen sowohl die Cyclooxygenasen (COX) als auch die 5-Lipoxygenase (5-LOX). Dadurch wird die Entstehung von Leukotrienen im Arachidonsäure-Stoffwechsel gehemmt. Hieraus resultiert unter anderem eine Gastroprotektion, da Leukotriene die Magenschleimhaut schädigen. Aus klinischer Sicht ist interessant, dass dieser Stoffwechselweg durch die bereits verfügbaren selektiven COX-2-Hemmer nicht beeinflusst wird.
An der Studie waren 404 Patienten beteiligt, die entweder 100, 200 oder 400 mg ML3000 zweimal täglich erhielten. Die Kontroll- und Vergleichsgruppe erhielt 50 mg Diclofenac oder Placebo. Alle Patienten hatten eine Arthrose am Kniegelenk. Endpunkt der Studie war eine dreißigprozentige Verbesserung im
WOMAC-Score (Western Ontario and McMaster Universities). Den WOMAC-Score benutzen Rheumatologen, um Parameter wie Schmerz, Funktion und Steifigkeit des Gelenks zu quantifizieren.
Wie Laufer berichtete, ergaben sich nach vier Wochen Therapie signifikant bessere Resultate für die Substanz ML3000, verglichen mit der Placebogruppe. Bei 64 bis 70 Prozent der Patienten, die ML3000 erhalten hatten, war die Symptomatik um mindestens 30 Prozent verbessert. Im Vergleich zu Diclofenac gab es keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit. Die Rate der unerwünschten Wirkungen war bei den mit 100 und 200 mg ML3000 behandelten Patienten jedoch deutlich niedriger als unter Placebo. Unter Diclofenac waren gastrointestinale Effekte häufiger als unter ML3000 oder Placebo, darunter ein blutendes Magenulkus. Alexander Wehr
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