MEDIZIN: Referiert
Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft auf dem Prüfstand


In einer von der WHO durchgeführten Metaanalyse aller Arbeiten, die sich mit der Einführung des neuen Modells beschäftigten, konnten sieben Studien identifiziert werden, die den strengen evidenzbasierten Kriterien der Cochrane Collaboration entsprachen. Es wurde untersucht, inwieweit die Reduktion der ärztlichen Kontrollen das Risiko für Präeklampsie, Harnwegsinfekt, postpartale Anämie, niedriges Geburtsgewicht sowie die mütterliche und peripartale Sterblichkeit beeinflusste. Obwohl die von den Autoren gewählten einzelnen Kriterien nicht in allen Studien gleich stark gewichtet waren und die Studienauswertungen sich in der Randomisierung (individuell und auf Klinik bezogen), dem Ort (vier Studien wurden in besser entwickelten Staaten durchgeführt) und den definierten Zielen (nur Reduktion der Anzahl oder Kostenprüfung) unterschieden, waren die Ergebnisse eindeutig: Die Reduktion der Routinevorsorgeuntersuchungen ist in allen von den Autoren als aussagekräftig definierten Kriterien nicht mit einem höheren Risiko für Mutter und Kind verbunden (lediglich bezüglich der perinatalen Mortalität war die Fallzahl für eine statistische Signifikanz zu gering). Die Erwartungshaltung der werdenden Mütter in der westlichen Welt scheint sich aber, gemäß den vorliegenden Daten, an dieses Modell erst noch anpassen zu müssen.
Die Aussagen über eine eventuelle Kostenersparnis sind, da nur zwei Studien sich mit diesem Aspekt beschäftigten, noch nicht repräsentativ. Wie erwartet, konnte jedoch eine leichte Kostensenkung dokumentiert werden. Dies ist, nicht nur für die Schwangeren, sondern insbesondere für die weniger entwickelten Staaten, ein wichtiger Ansatz. goa
Carroli G et al.: WHO systematic review of randomised controlled trials of routine antenatal care. Lancet 2001; 357: 1565–1570.
Guillermo Carroli, Centro Rosarino de Estudios Perinatales, Rosario, Argentinien.