SEITE EINS
Bündnis 90/Die Grünen: Denken – bis übermorgen


Von einer Aufteilung des GKV-Leistungskataloges in Grund- und Wahlleistungen ist im neuen Grundsatzprogramm von Bündnis 90/Die Grünen nicht direkt die Rede. Man wolle aber die Wahlmöglichkeiten für Patienten verbessern. „Wahlfreiheit im Gesundheitswesen bedeutet für uns, dass Versicherte die Möglichkeit haben, sich im Krankheitsfall zwischen unterschiedlichen qualitätsgesicherten Angeboten und Therapien zu entscheiden.“ Man trete aber jedem Versuch entgegen, medizinisch notwendige Leistungen aus der solidarischen Finanzierung auszugliedern.
Die in den letzten Monaten kontrovers geführte Diskussion über die Zukunft des Sicherstellungsauftrags der Kassenärztlichen Vereinigungen findet sich in dem Grünen-Grundsatzprogramm kaum wieder. Etwas schwammig heißt es dazu nur: „Wo die überkommenden Strukturen der Selbstverwaltung notwendigen Reformen entgegenstehen, müssen sie verbessert werden.“
Im Juli letzten Jahres kündigte Fraktionschef Rezzo Schlauch an, die Gesundheitspolitik zu einem zentralen Wahlkampfthema zu machen. Im neuen Grundsatzprogramm der Partei kommt man aber über diffuse Willensbekundungen nicht hinaus. Vielleicht ahnen die Grünen, dass es sinnlos ist, konkrete Reformvorschläge zu machen, wenn niemand da ist, der die neuen Ideen politisch umsetzen kann. Im nächsten Deutschen Bundestag wird nämlich voraussichtlich kein einziger grüner Gesundheitspolitiker vertreten sein. Samir Rabbata