SUPPLEMENT: Reisemagazin
Reisemedizin: Die Lyme-Borreliose
Dtsch Arztebl 2002; 99(12): [23]


Ixodes ricinus,
vollgesogenes
Weibchen
Zecke Amblyomma
aus Nordafrika und
Amerika
Symptome: Der Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit Borreliose- Bakterien kann sehr unterschiedlich sein. Neben der Hautrötung treten in der Frühphase eher unspezifische Krankheitszeichen auf, die mit Müdigkeit, Unwohlsein, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schwindelgefühl, Konzentrationsschwäche, Schweißausbrüchen und Lymphknotenschwellungen einhergehen können. Der Betroffene klagt über „grippeähnliche“ Symptome. Wird die Borreliose in diesem ersten Stadium nicht mit Antibiotika behandelt, kann sie nach Wochen bis Monaten in ein chronisches Stadium übergehen. Dieses zeichnet sich durch Störungen des Nervensystems aus. Es kommt zu Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, Sehstörungen, Gefühlsstörungen, Taubheitsgefühlen, Brennen und Kribbeln in den Extremitäten. Auch Lähmungserscheinungen kommen vor.
Saugende Zecke mit
beginnender Rötung
Daneben bilden sich selten Entzündungen in Gehirn und Rückenmark. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen können sich durch Zeckenstiche mit Borreliose-Erregern infizieren.
Diagnose: Die Frühdiagnose der Borreliose ist oft sehr schwierig, da die Erkrankung chronisch verläuft. Oft bleibt ein Zeckenstich unbemerkt, oder er liegt schon so lange zurück, dass man sich nicht mehr daran erinnern kann. Nicht immer treten typische Leitsymptome wie zum Beispiel die genannten Hautveränderungen auf. Je nachdem, wie schnell sich die Erreger
Sehr typische Hautrötung
bei Borreliose-
Infektion
Behandlung: Weil es sich um eine bakterielle Infektion handelt, wird der erkrankte Patient mit Antibiotika behandelt. Art und Dosis richten sich nach Alter und Gewicht des Patienten sowie Schweregrad der Erkrankung.
sog. Köpfchen mit
bezahntem Hyposstom
in die Nähe einer Zecke, lässt sie sich
in Bruchteilen von Sekunden abstreifen. Sie bevorzugt beim Blutsaugen warme Körperregionen mit weicher Haut, wie Kniekehlen, Achselhöhlen oder den Haaransatz. Hat die Zecke einen geeigneten Ort zum Blutsaugen gefunden, durchbohrt sie die Haut mit ihren Mundwerkzeugen. In diesem Stadium können die Krankheitserreger der FSME, die sich in den Speicheldrüsen der Zecke befinden, auf den Wirt übertragen werden. Da sich die Erreger der Borreliose im Darm der Zecke befinden, gelangen diese erst sehr viel später mit deren Ausscheidungen in den menschlichen Körper. Eine Borrelieninfektion ist in den ersten sechs Stunden unwahrscheinlich.
Schutz vor Zeckenstichen: Der beste Schutz vor Zeckenstichen ist, Lebensräume der Zecken zu meiden. Das Tragen von langer Kleidung und Kopfbedeckung erschwert den Zecken das Auffinden einer geeigneten Einstichstelle. Den besten Schutz vor einer Infektion bietet das gründliche Absuchen des Körpers nach einem Aufenthalt im Grünen und das schnelle, fachgerechte Entfernen von Zecken. Einer FSME-Infektion kann durch eine Schutzimpfung vorgebeugt werden. Die offenen Hautstellen kann man mit einem Einreibemittel – wie zum Beispiel Autan – behandeln. Autan gibt es in unterschiedlichen Stärken und hat eine Wirksamkeit von zwei Stunden.
Entfernen von Zecken: Zum Entfernen von Zecken eignen sich spezielle Zeckenzangen (in Apotheken erhältlich) oder Pinzetten mit einer breiter Angriffsfläche. Es ist wichtig, die Zecke möglichst nahe an der Haut zu ergreifen. Man sollte dabei nur leicht auf die Zecke drücken und sie davor nicht mit Öl oder Klebstoff behandeln.
Schutzimpfungen: Vorbeugende Schutzimpfungen gegen eine Borreliose gibt es noch nicht.
Dr. med. Hans-Jürgen Schrörs
Institut für medizinische Information, Freiburg – www.reisevorsorge.de
Zeckengefahr: Ab 10° Celcius
Risikozeiten: April bis September
Zecken in Risikogebieten: 20 bis 30 Prozent Borrelioseträger (Spitzenwerte bis 70 Prozent kommen vor)
1 bis 2 Prozent FSME-Träger
Jährliche Erkrankungsrate: Borreliose (D): 30 000 bis 80 000 (Schätzungen, da nicht meldepflichtig)
FSME (D): circa 800
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