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Ärzte-Schachmeisterschaften: Eine ungebrochene Leidenschaft
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Die Leidenschaft ist ungebrochen: Auch bei der 10. Ärzte-Schachmeisterschaft Mitte März in Bad Neuenahr traten wieder mehr als 150 Ärztinnen und Ärzte aus dem gesamten Bundesgebiet gegeneinander an. In jeweils neun Runden saßen sich AiPler und Chefarzt, Hausarzt und Facharzt, Berufseinsteiger und Pensionär am Schachbrett gegenüber. Wie schon seit Beginn der Ärztemeisterschaften 1993 in Baden-Baden stand neben dem sportlichen Ehrgeiz vor allem der kollegiale Austausch und die Freude am Spiel im Vordergrund.
„Das Ärzteturnier ist nach wie vor eine der größten Schachveranstaltungen in Deutschland“, sagte Horst Metzing, der Geschäftsführer des Deutschen Schachbundes, zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung. Tatsächlich hat es zwar wiederholt Versuche von anderen Berufsgruppen gegeben, ähnliche Meisterschaften auf die Beine zu stellen – die Größenordnung der Ärztemeisterschaften wurde indessen nie erreicht.
Zehn Jahre Schachmeisterschaft: In dieser Zeit sind von rund 14 000 Spielern circa 7 000 Partien absolviert worden. Insgesamt gab es etwa 350 000 Züge, ärztliche Geistesblitze mit mehr oder weniger glücklichem Ausgang. Eine Besonderheit der Ärztemeisterschaft ist das breit gefächerte Leistungsspektrum der Teilnehmer. Es reicht vom reinen Hobbyspieler bis hin zu semiprofessionellen Bundesligaspielern, die gleichwohl im Hauptberuf Ärzte sind.
Premiere mit 91 Jahren
Auch das Altersspektrum der Teilnehmer ist bemerkenswert. In Bad Neuenahr feierte Dr. med. Herbert Schütz seine Premiere beim Ärzteschach: mit immerhin 91 Jahren. Schütz erzielte drei von neun möglichen Punkten und ließ damit immerhin noch ein gutes Dutzend wesentlich jüngerer Kollegen in der Schlusstabelle hinter sich.
Um die vorderen Plätze stritten sich erneut die üblichen Verdächtigen – ein Spitzenfeld von etwa 20 herausragenden Schachspielern. Dr. med. Stefan Müschenich gewann am Ende mit acht Punkten zum ersten Mal das Turnier, auf den Plätzen folgten Dr. med. Reinhold Schnelzer (7,5 Punkte), Nuradin Peci, Dr. med. Ralf-Alexander Schön und Professor Dr. med. Peter Krauseneck (jeweils sieben Punkte).
Niemand aus dem gesamten Feld musste ganz ohne Punkte den Heimweg antreten, mit leeren Händen sowieso nicht. Denn zum Zehnjährigen gab es für jeden Teilnehmer neben der üblichen Erinnerungsgabe (das neueste Schachbuch von Dr. med. Helmut Pfleger) einen Siebdruck der Berliner Künstlerin Elke Steiner, aufmerksamen Lesern des Deutschen Ärzteblattes von der Comic-Reihe Doc und Doctrix bekannt.
Konzentration und Anspannung: Großmeister Wolfgang Uhlmann beim Simultanschach gegen 32
Gegner (Foto oben) und die Turnierspieler im großen Saal des Kurhauses Fotos: Helmut Werner
Dass aus einer spontanen Idee, angestoßen von Helmut Pfleger zu Beginn der Neunzigerjahre, ein inzwischen traditionsreiches Turnier dieser Größenordnung werden konnte, ist guten Partnern zu verdanken: dem Deutschen Schachbund und der Deutschen Apotheker- und Ärztebank, die die Meisterschaft seit mehreren Jahren großzügig unterstützt. So überreichte Direktor Manfred Hermes bei der Siegerehrung wiederum ansehnliche Geldpreise für die fünf Bestplatzierten, weitere Sachpreise gab es bis Platz 20. Ein weiteres Plus des „Ärzteturniers“ ist die besondere Atmosphäre. Für viele Teilnehmer bietet die Meisterschaft einmal im Jahr die Gelegenheit, abseits der beruflichen Belastungen ein Hobby zu pflegen, für das sonst keine Zeit bleibt. Aus den Begegnungen am Schachbrett sind neue Freundschaften entstanden, alte Bekanntschaften, zum Teil noch aus Studentenzeiten, wurden wieder aufgefrischt. Hinzu kommen Begegnungen mit Schachgrößen wie Viktor Kortschnoi, Wolfgang Unzicker, Artur Jussupow, Lothar Schmid, Wolfgang Uhlmann und – nicht zuletzt – Helmut Pfleger, dessen Engagement der Schachmeisterschaft für Ärzte von Beginn an einen hohen Stellenwert gesichert hat. Helmut Pfleger ist nicht nur Internationaler Schachgroßmeister, er ist auch Arzt. Zum Glück für seine
Die fünf Besten nach neun Runden: Sieger Dr. Stefan Müschenich,
Nuradin Peci, Dr. Ralf-Alexander Schön, Prof. Dr. Peter
Krauseneck und Dr. Reinhold Schnelzer (von links). Foto: Josef Maus
Josef Maus
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