AKTUELL: Akut
Chirurgie: Klinikwahl nach Operationszahlen


Eine zweite Studie zeigt zudem, dass die postoperative Mortalität nur grobe Schlüsse über die Qualität einer Klinik und ihrer Chirurgen zulässt. Die Gruppe hatte ebenfalls anhand der Krankenversicherungsakten die Komplikationsraten nach radikaler Prostatektomie verglichen. Bei der Sterblichkeit gab es keine Unterschiede zwischen Kliniken, die weniger als 16 oder mehr als 51 Eingriffe pro Jahr vornahmen – sie lag bei 0,5 Prozent. Differenzen zeigten sich jedoch bei der Häufigkeit von Komplikationen: Das Risiko war in Häusern mit den kleinsten Operationszahlen bis zu 50 Prozent höher als in Kliniken mit großen Zahlen. Ähnlich deutlichen Einfluss hatte die Erfahrung des einzelnen Chirurgen: Bei Ärzten, die weniger als vier Eingriffe pro Jahr vornahmen, lag die Rate postoperativer Komplikationen bei 32 Prozent. Bei Kollegen, die mehr als 16 Prostata-Patienten operierten, waren es 26 Prozent.
Die Autoren beider Studien halten es für unwahrscheinlich, dass die Unterschiede alleine durch abweichende Zusammensetzung des Patienten-Klientels zu erklären sind. Solange es keine zuverlässigeren Informationen über die Qualität von Kliniken und Chirurgen gebe, sei die Wahl einer Klinik mit großen Operationszahlen die einzige Möglichkeit für einen Patienten, seine Aussichten zu erhöhen, eine Operation möglichst komplikationsfrei zu überleben. Klaus Koch