POLITIK: Deutscher Ärztetag
Ethische Abwärtsspirale: Scharfe Kritik übten die Delegierten des Deutschen Ärztetages an der vor kurzem beschlossenen belgischen Euthanasiegesetzgebung


André Wynen: „Ich schäme mich, Bürger Belgiens zu sein.“
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, lehnt die belgische Gesetzgebung kategorisch ab. Er befürchtet, dass sich Europa auf einer „ethischen Abwärtsspirale“ befinde. Wenn man sich dieser Entwicklung nicht mit aller Kraft entgegenstemme, „werden wir wohl eines Tages dazu kommen, dass schwer kranke Menschen eine Genehmigung einholen müssen, um weiterleben zu dürfen“, sagte Hoppe auf der Eröffnungsveranstaltung zum Deutschen Ärztetag. Jeder Mensch habe das Recht auf einen würdigen Tod, nicht aber das Recht, getötet zu werden. Hoppe forderte dazu auf, noch mehr über die Möglichkeiten der modernen Palliativmedizin zu informieren. Schon heute seien Ärzte in der Lage, Schmerzen und andere Symptome auf ein erträgliches Maß zu reduzieren und unnötiges Leiden zu vermeiden.
„Falsche Zeichen“
Mit großer Mehrheit wurde von den Delegierten des Ärztetages ein Antrag beschlossen, in dem das belgische Gesetz als „falsches Zeichen bezeichnet wird, für alle, die leiden, und für alle, die ohne Hoffnung sind“. Das Gesetz erlaube die Tötung von leidenden erwachsenen Menschen auf eigenen Wunsch, wenn deren Tod nicht unmittelbar bevorsteht. Es schließe auch psychisch Kranke ein. Es lasse sich der Eindruck nicht vermeiden, dass teure Patienten quasi zur „Selbstentsorgung“ getrieben werden sollten, befürchtet der Ärztetag. Die Verbindung der Euthanasie mit einem Gesetz zur Palliativmedizin könne nur als Kosmetik bewertet werden. Es sei ein „durchschaubarer Versuch, die zutiefst menschenverachtende Gesetzgebung zur Euthanasie als human zu tarnen“. Die Delegierten bekundeten ihre „Solidarität mit den belgischen Kollegen, die den Kampf gegen dieses Gesetz noch nicht aufgegeben haben“. Gisela Klinkhammer
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