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Krebsprävalenz: Mit dem Wohlstand steigt die Rate


Dieser Fakt deutet auf die wohl wichtigste Erklärung für die unterschiedliche Prävalenz hin. In Polen gibt es nicht etwa deshalb weniger Krebskranke, weil die Einwohner unseres Nachbarlandes gesünder leben oder genetisch weniger belastet sind. Ein wichtiger Grund ist vielmehr die geringere Lebenserwartung. Die Krebsprävalenz korrelierte mit der Gesamtsterblichkeit und der Kindersterblichkeit, mit dem Bruttosozialprodukt und im Übrigen auch mit den Ausgaben im Gesundheitswesen. Krebs sei deshalb ein Indikator sowohl für die positiven als auch für die negativen Aspekte der ökonomischen Entwicklung, meinen die Autoren. Die Interpretation von Prävalenzdaten verleite leicht zu Irrtümern, erläutert Graham Giles vom Cancer Epidemiology Centre in Victoria, Australien (2002; 13: 815–6).
So kann die sicher positiv zu bewertende Früherkennung die Prävalenz ebenso in die Höhe treiben wie eine gute Behandlung, welche die Überlebenszeit verlängert. Beides führt dazu, dass die Menschen länger krebskrank sind, und dies erklärt, warum die Zahl der Krebskranken steigt. Auch aus diesem Grund gibt es in ärmeren Ländern weniger Krebskranke. Dort werden die Tumoren spät entdeckt, und die Patienten sterben früh daran. In einem methodologischen Begleitartikel (2002; 13: 831–839) wird deshalb gefordert, die Prävalenzen nach dem Tumorstadium aufzulisten, was einen faireren internationalen Vergleich möglich machen würde. Rüdiger Meyer
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