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Hydra-Studie: Multimorbidität wird unterschätzt


Ausgeprägte Multimorbidität ist danach die Regel in der ärztlichen Versorgung – 17 Prozent der Patienten mit Hypertonie und Diabetes wiesen mehr als sechs verschiedene Diagnosen auf. „Dies verdeutlicht, dass der Hausarzt bei diesen Patienten äußerst komplexe diagnostische und therapeutische Situationen nicht als Ausnahmesituation, sondern als Regelfall vorfindet“, erklärte Studienleiter Prof. Hans-Ulrich Wittchen (München/Dresden). Bereits eine Vorstudie hatte gezeigt, dass Markeruntersuchungen zur Bestimmung des individuellen Risikoprofils zu selten eingesetzt werden. Nahezu 50 Prozent der befragten Ärzte gaben an, „nie oder nur gelegentlich“ auf Mikroalbuminurie zu testen. Am Untersuchungstag der Hauptstudie wurden alle Patienten getestet und eine Mikroalbuminurie bei circa 15 Prozent der 16- bis 50-Jährigen festgestellt, mit einem Anstieg auf circa 30 Prozent bei den über 80-Jährigen. Die Diagnose der Ärzte weicht jedoch oft von diesem klinischen Befund ab: Nur in etwa einem Drittel der Patienten mit nachgewiesener Mikroalbuminurie stellen sie die Diagnose Nephropathie. Die Nierenschädigung wird also in ihrem frühesten Stadium zu selten erkannt.
Die Hydra-Studie belegt außerdem erneut, dass etwa die Hälfte der Hypertoniker medikamentös nicht zufriedenstellend eingestellt ist. Vor allem jüngere Personen und solche ohne akute Beschwerden werden häufig nicht als Hypertoniker erkannt. Und 42 Prozent der therapierten Hochdruckpatienten sind nach wie vor hyperton. Die Ergebnisse von Hydra weisen nach Ansicht der Studienärzte darauf hin, dass das Vorliegen mehrerer Erkrankungen eine gute Einstellung von Diabetes und Hypertonie erschwert. Leidet ein Diabetiker an zwei oder drei weiteren Erkrankungen, ist sein Blutzucker um den Faktor 8 schlechter eingestellt als bei Patienten ohne Zusatzdiagnosen. EB
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