VARIA: Feuilleton
Der Künstler Armin Mueller-Stahl: Biografische Bilderwelten


Feder und Pinsel hat Armin Mueller-Stahl Begegnungen
und Erlebnisse aus seinem Leben festgehalten – seit fünf Jahrzehnten.
Armin Mueller-Stahl wurde am 17. Dezember 1930 in Tilsit geboren. Ostpreußen war sein Nest und Inbegriff von Heimat. Wenige Tage vor Kriegsende starb sein Vater. Dann folgte die Vertreibung aus der Heimat. Seine Mutter siedelte mit ihm und seinen Geschwistern nach Ostberlin um. Als junger Mensch begann er eine viel versprechende Laufbahn als Konzertviolinist.
Bald genügte ihm das Geigenspiel nicht mehr, und er suchte eine neue Herausforderung. Zunächst für ein Jahr wollte er an der Schauspielschule studieren. Nach einigen Monaten wurde Mueller-Stahl von dort verwiesen, angeblich wegen mangelnden Talents. Er geht davon aus, dass sein widerspenstiges Naturell für den Rausschmiss ausschlaggebend war. Als Darsteller von Nebenrollen fand er als „singender Prinz“ sein erstes Engagement an der Berliner Volksbühne. Zehn Jahre später war er einer der bekanntesten und beliebtesten Bühnen- und Leinwandakteure der DDR.
Armin Mueller-Stahl „Selbst als Thomas Mann“, Lithographie, 70,5 × 53 cm, Auflage 200 Exemplare, nummeriert und handsigniert, ungerahmt 1 290 DM, gerahmt 1 750 DM
1989 zog er in die USA. 1992 ließ er sich in Los Angeles nieder, zunächst in Marina del Rey, direkt am Meer, später in Pacific Palisades. Doch auch in Deutschland dreht er immer wieder, nicht zuletzt der Sprache wegen. Vor kurzem hat der Regisseur Heinrich Breloer einen dreiteiligen Fernsehfilm über Thomas Mann mit Armin Mueller-Stahl als überzeugenden Hauptdarsteller fertig gedreht, der im Dezember ausgestrahlt wird.
Zurückgezogen, unspektakulär lebend, ist er jetzt abwechselnd in Los Angeles zu Hause und in Lübeck, wo sein Familienstammbaum bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht. Dort hat er sich gerade ein großes Atelier gebaut, um sich intensiv dem Malen und Zeichnen zu widmen. Er braucht die Aktivität wie die Luft zum Atmen: „Das Leben ist wie Radfahren, wenn man aufhört zu treten, fällt man um.“ Dazu gehört auch das Schreiben, das in den letzten Monaten in der DDR begonnen hatte, als ihm über drei lange Jahre jedes Filmengagement verweigert wurde. In seinem jüngsten Roman „In Gedanken an Marie Luise“ entwickelt er eine raffiniert verschachtelte und psychologisch effektvoll inszenierte Liebesgeschichte mit hintergründigem Humor.
Armin Mueller-Stahl „The School for Scandal“, Lithographie, 60 × 46 cm, Auflage 200 Exemplare, nummeriert und handsigniert, ungerahmt 895 DM, gerahmt 1 250 DM
Nun sind die ersten Lithographien von Armin Mueller-Stahl erschienen: künstlerische Meisterwerke, die stilistisch an die große deutsche Tradition von Dix, Grosz und Kokoschka anknüpfen. Zu jeder Grafik gibt es eine Geschichte. „Selbst als Thomas Mann“ verarbeitet seine Filmerfahrung als Hauptdarsteller des dreiteiligen Fernsehfilms über den Schriftsteller. „The School for Scandal“ (Die Lästerschule) greift Szenisches aus der Sittenkomödie des englischen Dramatikers Richard Brisley Sheridan (1751–1816) auf. „Selbst als Clown und mit Geige“ zeigt den Künstler in seiner Lieblingsrolle als Clown in der „Nacht der Prominenten“ im Zirkus mit Partnerin. (Lithographie, 60 × 46 cm, Auflage: 200 Exemplare, nummeriert und handsigniert, ungerahmt 895 DM, gerahmt 1 250 DM) Dagmar Gold
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