

Birgit Clever, BVVP, fordert Taten.
Foto: Bernhard Eifrig
Foto: Bernhard Eifrig
Die deutschen Psychotherapeuten erzielen kein angemessenes Einkommen. Das geht aus einer Kostenstrukturanalyse für ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten hervor, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (ZI), Köln, am 27. Mai vorgelegt hat.
„Wenn selbst Inhaber großer Praxen in Westdeutschland für 3 882 Mark verfügbares Monatseinkommen 48 Stunden in der Woche arbeiten müssen und das bei vollem unternehmerischem Risiko und jahrelanger Ausbildung, dann ist das einfach zu wenig“, kommentierte der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, die ZI-Zahlen. Besonders bedauerlich sei, „dass der Abstand zwischen den alten und den neuen Bundesländern wieder einmal so augenfällig ist. Es wird dringend Zeit, dass die Politik die Sozialmauer zwischen Ost und West einreißt.“ Taten forderte auch Dr. med. Birgit Clever, Erste Vorsitzende des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten e.V. (BVVP), Freiburg: „In den neuen Bundesländern sind nur vier Prozent aller Vertragspsychotherapeuten niedergelassen. Von einer Sicherstellung der Versorgung kann nicht die Rede sein.“
Das ZI hat die psychotherapeutischen Praxen in drei Umsatzklassen eingeteilt: bis 60 000 DM, 60 000 bis 100 000 DM und über 100 000 DM. In jeder Gruppe befinden sich rund ein Drittel der 9 831 Psychotherapeuten. Inhaber kleiner Praxen erzielen im Westen Deutschlands bei 1 372 Arbeitsstunden im Jahr ein verfügbares Monatseinkommen von 1 025 DM, im Osten bei 1 655 Jahresarbeitsstunden ein verfügbares Einkommen von 1 114 DM im Monat. Inhaber mittlerer Praxen müssen im Westen für 2 447 DM 1 750 Stunden und im Osten für 2 214 DM 2 422 Stunden arbeiten. Psychotherapeuten in großen Praxen erzielen in den alten Bundesländern bei 2 194 Arbeitsstunden 3 882 DM und in den neuen Bundesländern bei 2 592 Arbeitsstunden 3 676 DM. Der Studie liegen Zahlen von 1999 zugrunde.