

Two Reds, 2000, Öl auf Leinwand,129,5 x 305,5cm
Bekannt wurde die 1931 in London geborene Künstlerin in den 60er-Jahren mit Schwarz-Weiß-Kompositionen, die der Op-Art zugehörig sind. Diese Werke aus einer Vielzahl geometrischer Formen haben die wunderbare Eigenschaft, Bewegungseffekte zu simulieren, die ein mulmiges Gefühl in der Magengegend oder ein heftiges Flirren vor den Augen provozieren. Auch Jahrzehnte später geht es Bridget Riley um das Bewusstwerden des Sehens, oder wie sie selbst sagt, um die Freuden des Sehens. Ihre Bilder haben sich aus ihrer eigenen Seherfahrung heraus entwickelt. Besuche in Museen und Galerien haben ihr Auge geschult für das Sehen anderer Künstler, wie Monet oder Seurat. Grundlage ihrer Farbkompositionen ist eine exakt angelegte Zeichnung. Präzise erstellt die Künstlerin auf Millimeterpapier ein Gerüst aus Vertikalen, Diagonalen und beidseitig ausschwingenden Kurvenlinien, bevor sie hieraus die Formen und Farben für ihre Kompositionen intuitiv auswählt. Ist die Komposition fertig, gibt Bridget Riley sie an ihre Assistenten weiter, die den Entwurf auf Leinwand übertragen. Auf die Frage, warum sie denn die Ausführung auf Leinwand nicht selbst vornehme, entgegnet Bridget
Ground Study for 18th April ‘00
Bassacs, 2000, Gouache auf Papier,
86,5 x 61,3cm
Abbildungen: Krefelder
Immer wieder greift die Künstlerin auf assoziative Titel, als kleine Brücken wie sie sagt, in ihren Bildern zurück. In der Ausstellung lenken Bilder wie „Le Rêve“ oder „Zambezi“ die Imagination des Betrachters. Impulse für ihre Malerei schöpft sie aus der subtilen Wahrnehmung von Natur. Erste Erfahrungen sammelte sie während ihrer Kindheit in Cornwall, spätere Reisen nach Italien, Indien oder Ägypten beeinflussten nachhaltig die Farbkompositionen ihrer Bilder: „Man muss sich wie Euge`ne Delacroix Zeit nehmen, um die violetten, grünen und orangen Schatten eines weißen Tischtuches im Sonnenlicht Nordafrikas zu entdecken.“ Bridget Riley sieht ihre abstrakte Malerei aber auch in einem Bezug zur Musik – die unterschiedlichen Rhythmen in ihren Bildern, die durch das Zusammenspiel der farbigen Formen entstehen, vergleicht sie mit den Tönen in der Musik, die durch Rhythmen oder Melodien eine Ordnung erfahren. Obgleich Musik und Kunst für Bridget Riley abstrakte Qualitäten
haben, werden sie zu einem Sprungbrett der Fantasie.
Die Ausstellung ist bis 18. August in Krefeld im Kaiser Wilhelm Museum und im Haus Esters zu sehen. Das Haus Esters bildet mit dem benachbarten Haus Lange ein Architektur-Ensemble und zeigt eindrucksvoll das frühe Werk des bedeutenden Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Sabine Sander-Fell
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