

Stefan Zweig wusste allerdings auch: „Schach ist wie Liebe. Es kann nicht allein gespielt werden.“ Was er nicht hinzufügte, auch die „Blindheit“ kann bei beiden fröhliche Urständ’ feiern. Wobei wir uns hier und heute aufs Schach beschränken wollen.
Ein Arzt, der auch sein (Schach-)Handwerk versteht, ist Dr. Birke. Und doch kann es auch einem solchen geschehen, dass er in der Hitze des Gefechts, mit der unerbittlich tickenden Schachuhr vor Augen, die wie ein Fallbeil auch die bestgeführte Partie durch Zeitüberschreitung beenden kann, plötzlich vom klaren, logischen Pfad abkommt und einen unerklärlichen Bock schießt.
Der Arzt und Schachspieler Dr. Siegbert Tarrasch beschrieb dies sehr schön: „Die vollständige, beidseitige, gutartige, lächerliche Schachblindheit (Amaurosis scachistica totalis duplex benigna ridicula) sucht ihre Opfer besonders unter Meistern beim ernsten Turnierspiel heim, während ihr Vorkommen bei Dilettanten noch innerhalb der Normbreite liegt (A. s. chronica communis). Das Wesen der Krankheit besteht in einer konzentrischen Einengung des Bewusstseins, ähnlich wie sie, um ein Beispiel aus der Veterinärmedizin anzuführen, der balzende Auerhahn zeigt. In beiden Fällen lässt unter dem Einfluss einer hochgradigen Erregung die Konzentration des Bewusstseins auf einen einzigen Punkt die allergewöhnlichste Aufmerksamkeit für alles andere vergessen.“
Nun aber in medias res. Hier stellte Dr. Birke als Weißer nach vorher vorzüglicher Spielführung gegen Dr. Evert mit 1. Ta6?? seinen Turm unbedrängt und einzügig ein und gab nach 1. . . . bxa6 auf. Wie hätte er stattdessen siegbringenden Vorteil erringen können?
Lösung: Nach 1.La5! wäre Schwarz verloren gewesen, weil in jedem Fall der wichtige Bauer b7 fällt, sei es nach 1. . . . Dc8 2. Lxd8 Dxd8 3. Lxb7 oder 1. . . . b6 2. Lxb6! Txb6 3. Dxc7 Lxc7 4. Ta7, wenn die Fesselung auf der 7. Reihe den geopferten Läufer zurückgewinnt und der Riesenfreibauer b5 den Tag entscheidet.
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