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WHO-Programm in Indien: Erfolgreiche Therapie der Tuberkulose


Etwa 200 000 Gesundheitsarbeiter befragten die Bevölkerung, ob sie seit mehr als drei Wochen unter Husten leiden. Wurde dies bejaht, folgten innerhalb von zwei Tagen drei Sputumuntersuchungen. Enthielten zwei oder drei Proben säurefeste Bazillen, wurde eine Tuberkulosebehandlung unter direkter Beobachtung begonnen. Wenn alle Proben negativ waren, erhielten die Patienten ein Breitband-Antibiotikum für ein bis zwei Wochen. War nur eine Probe positiv oder hielten die Symptome trotz der Antibiotikagabe an, wurde der Patient in die nächste Klinik zur Röntgenaufnahme geschickt. So konnte das Programm auch in ländlichen Regionen ohne Stromversorgung realisiert werden. Wie die Gruppe um Thomas Frieden (New York) berichtet, lag die Erfolgsrate bei fast 83 Prozent.
Das „Revised National Tuberculosis Control Program“ ist damit nicht nur eines der größten und kosteneffektivsten Public-Health-Programme der Welt. Zum Erfolg zählt auch, dass die Rate der Resistenzen niedrig
geblieben ist. In Indien liegt die Prävalenz der Vielfachresistenzen bei ein
bis 3,4 Prozent. Das ist bedeutend weniger als in New York (sieben Prozent) oder in Russland (zehn bis 15 Prozent). Allerdings bedeuten die hohen Infektionszahlen, dass etwa 20 000 Patienten mit Mehrfachresistenzen behandelt werden müssen mit 100fach höheren Kosten als bei einer normalen Infektion. Gefahr droht dem Programm durch die schwelende HIV-Epidemie. In Indien sind etwa vier Millionen
Menschen mit dem Aids-Erreger infiziert, die Hälfte davon ist auch Tuberkulose-infiziert. Daraus errechnen sich 200 000 neue Tuberkulosefälle jährlich. Das Programm soll auf ganz Indien ausgedehnt werden. Bis 2004 sollen 80 Prozent des Landes abgedeckt sein. Rüdiger Meyer
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