ArchivDeutsches Ärzteblatt PP1/2003Emotionen bei Musiktherapie: Mikroprozesse therapeutisch nutzen

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Emotionen bei Musiktherapie: Mikroprozesse therapeutisch nutzen

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LNSLNS Musiktherapie kann beim Patienten Emotionen hervorrufen, sie verstärken oder verändern. Bei Improvisationen, die Patient und Therapeut auf Instrumenten ausführen und die nur wenige Minuten dauern, können schnell emotionale Veränderungen auftreten. Herkömmliche Verfahren zur Erfassung nonverbaler Interaktionsformen wie Mimikbeobachtung oder Hirnstrommessung reichen nicht aus, um dies zu registrieren. Daher entwickelten die Autoren ein Verfahren, mit dem emotionale Mikroprozesse im Rahmen musiktherapeutischer Improvisationen erfasst und therapeutisch genutzt werden können. Dabei kommen neben Bewertungsfragebogen auch offene Beschreibungen der Hörer, Therapeuten und Klienten sowie eine hoch auflösende musikalische Interaktionsanalyse zum Einsatz. Die Autoren testeten das Verfahren an vier musiktherapeutischen Improvisationen mit einer zeitlichen Länge zwischen zwei und acht Minuten. 41 „Rater“ beurteilten den emotionalen Gehalt der Melodien, die eine bulimische Patientin und ihre Therapeutin improvisierten. Drei Viertel der Rater nahmen drei bis vier Abschnitte mit verschiedenen Emotionen wahr, darunter Trauer, Angst, Interesse und Ärger. berichten die Autoren. Die Urteile der Rater wurden dann mit den Sichtweisen der Klientin und der Therapeutin sowie mit der Musikanalyse verglichen. Es zeigten sich hohe Übereinstimmungen. Das Verfahren ermöglicht die Erfassung von emotionalen Mikroprozessen, für die andere Verfahren ungeeignet sind. Der Methodenmix erlaubt den Abgleich der Befunde und ist damit der Subjektivität von Einzelurteilen überlegen. ms

Wosch T, Frommer J: Eine Methode zur Erfassung von emotionalen Mikroprozessen. Psychother Psych Med 2002; 52: 433–435.

Dr. phil. Thomas Wosch, FB Sozial- und Gesundheitswesen, Hochschule Magdeburg-Stendal (FH), Postfach 36 80, 39011 Magdeburg, E-Mail: Thomas.Wosch@SGW.HS-Magdeburg.de

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