ArchivDeutsches Ärzteblatt5/2003Grauer Star: Künstliche Linse mit besonderer Form

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Grauer Star: Künstliche Linse mit besonderer Form

Bischoff, Martin

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LNSLNS Ein entscheidender Schritt in der Behandlung der getrübten Augenlinse (grauer Star) gelang im Jahr 1949, als ein englischer Augenarzt erstmals bei einem Patienten eine intraokulare Linse einpflanzte. Bei der modernen Star-Operation wird das getrübte Linsenmaterial mittels Ultraschall zerkleinert und durch einen kleinen Schnitt abgesaugt. In den entstandenen Hohlraum wird dann eine Faltlinse eingesetzt. Der Eingriff dauere zwischen sechs und 20 Minuten, berichtete Prof. Manfred Tetz (Berlin) bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Asphärisch modifizierte vordere Oberfläche
Anlass war die Präsentation einer neuen künstlichen Linse (Tecnis® Intraokularlinse, IOL), die sich durch eine besondere Form auszeichnet. Durch die asphärisch modifizierte vordere Oberfläche der Linse wird die am Auge auftretende Aberration korrigiert. Wie Prof. Ulrich Mester (Sulzbach) berichtete, entsprachen bisher verwendete Linsen nicht der Situation beim jungen Menschen.
Bei dessen Augen wird die positive sphärische Aberration der Hornhaut durch eine negative Aberration der Linse ausgeglichen. Konventionelle Kunstlinsen hingegen besitzen sogar eine positive Aberration wie die Linse des alten Menschen. Das Resultat war bisher ein nach der
Operation erheblich eingeschränktes Kontrastsehen.
Ein neues Verfahren, mit dem sich die Gesamtaberration des Auges bestimmen lässt, war notwendig, um die neue aspärische Linse entwickeln zu können. Damit sollte es gelingen, nicht nur die Trübung des Auges zu beseitigen, sondern das Kontrastsehen wieder zu verbessern.
Um die Qualität der neuen intraokularen Linse zu überprüfen, initiierte Mester eine klinische Untersuchung bei 45 Patienten mit grauem Star. Ein und derselbe Operateur führte bei jedem der Patienten innerhalb von 30 Tagen zwei Eingriffe durch. In das eine Auge setzte er die neue IOL mit asphärischer Optik (Tecnis Z 9000). In das andere Auge platzierte er eine IOL aus dem gleichen Material, aber mit konventioneller sphärischer Optik.
Um das Sehvermögen zu bestimmen, legte Mester nun die sphärische Aberration fest. Dabei zeigte sich, dass Tecnis die Aberration fast auf null korrigierte, während mit der konventionellen Linse eine positive Aberration von 0,08 µm bestand. Wie sich diese Unterschiede für das Kontrastsehen auswirken, wurde bei unterschiedlichen Lichtbedingungen am Tag und während der Dämmerung getestet.
Blendempfindlichkeit nimmt deutlich ab
Es stellte sich heraus, dass das Kontrastsehen mit Tecnis in allen Situationen signifikant um 30 Prozent besser war. Mester stellte zusammenfassend fest, dass das Kontrastsehen, aber auch das Sehen in der Dämmerung sich mit Tecnis verbessert. Gleichzeitig nimmt die Blendempfindlichkeit deutlich ab. Mit einem Preis von 175 Euro rangiert die neue asphärische IOL im oberen Bereich der künstlichen Linsen bei grauem Star. Martin Bischoff

Pressekonferenz „Aktion Augenblick“ der Firma Pharmacia in Berlin

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