ArchivDeutsches Ärzteblatt16/2003Nachgefragt: Herr Dr. Oesingmann

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Nachgefragt: Herr Dr. Oesingmann

Clade, Harald

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Fragen des Deutschen Ärzteblattes (DÄ) an Dr. med. Ulrich Oesingmann, Facharzt für Allgemeinmedizin in Dortmund, 1. Vorsitzenden des Bundesverbandes der Knappschaftsärzte e.V. Foto: Georg Lopata
Fragen des Deutschen Ärzteblattes (DÄ) an Dr. med. Ulrich Oesingmann, Facharzt für Allgemeinmedizin in Dortmund, 1. Vorsitzenden des Bundesverbandes der Knappschaftsärzte e.V. Foto: Georg Lopata
Die Knappschaft hat einerseits die Funktion einer Krankenkasse, andererseits wirkt sie mit dem Bundesverband der Knappschaftsärzte bei der Honorargestaltung, der Honorarverteilung und im Zulassungswesen zusammen.

DÄ: Herr Dr. Oesingmann, Sie führen als Vorsitzender des Bundesverbandes der Knappschaftsärzte Honorarverhandlungen mit der knappschaftlichen Krankenversicherung. Sind Sie mit der Honorarpolitik der knappschaftlichen Krankenversicherung zufrieden?
Oesingmann: „Zufrieden“ wäre in der Zeit gesetzlich verordneter Budgetierung zu viel gesagt. Die Spielräume sind sehr eng. Das Bundesversicherungsamt muss Vereinbarungen zustimmen. Allerdings darf der Umgang miteinander als positiv bezeichnet werden, ein Ausdruck des seit mehr als 50 Jahren geprägten Vertrauensverhältnisses.

DÄ: Wer übernimmt die Budgetverantwortung für das Netz?
Oesingmann: Die Netzärzte werden aus der knappschaftlichen Gesamtvergütung bezahlt, eine eigene Budgetverantwortung gibt es nicht. Aus den Einsparungen werden den Ärzten für ihre Mehrarbeit Aufwandsentschädigungen gezahlt.

DÄ: Wie ist die Situation der Knappschaftsärzte innerhalb und außerhalb der integrierten Versorgung?
Oesingmann: Es gibt keine Unterscheidungen zwischen den Knappschaftsärzten, allerdings gehen Netzärzte besondere Verpflichtungen ein. Auch zu den niedergelassenen Vertragsärzten soll keine Konkurrenz um Patienten aufgebaut werden. Alle Beteiligten, auch die Patienten, nehmen freiwillig teil.

DÄ: Wie funktioniert die Zusammenarbeit der Beteiligten?
Oesingmann: Diese hat sich unter Netzbedingungen deutlich verbessert. Anfangsschwierigkeiten konnten schnell beseitigt werden. Erkenntnisse aus dem Netz lassen sich gut auf andere Bereiche übertragen.

DÄ: Haben die Knappschaftsärzte im integrierten Netz ausreichend Gestaltungsspielraum? Wie bewerten Sie das „Integrierte Versorgungsmodell Prosper“?
Oesingmann: Es wurde schnell erkannt, dass Gestaltungsspielraum sein muss. Netzarbeit erfordert gegenseitige Rücksichtnahme. Ärzte in freier Praxis müssen als Freiberufler anerkannt und behandelt werden. Netzärzte können vielfach Einfluss nehmen (zum Beispiel Teilnahme an Arzneimittelkommission der Krankenhäuser, gemeinsamer Netzvorstand). Die Netzzufriedenheit ist bei Patienten, Ärzten und Verwaltung hoch. Das Modell „Prosper“ verdient hohe Anerkennung.

DÄ: Damit Zielvereinbarungen verhaltenssteuernd wirken können, bedarf es zusätzlich strukturiert und datenbasiert arbeitender Qualitätszirkel als zentrales Personalentwicklungsinstrument eines Netzes. Sind solche Strukturen im Netz vorhanden?
Oesingmann: Zielvereinbarungen in differenzierter Form existieren bisher nicht, abgesehen von allgemeinen Verhaltensregeln. Die Netzsteuerung mithilfe der EDV ist ein technisches Problem. Die Einrichtungen von Qualitätszirkeln und die Erarbeitung von Therapieempfehlungen, zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Knappschaftspatienten, spielen eine große Rolle. Zentrale Regulierungsvorgaben sind nicht gewollt.
Für alle Beteiligten stehen eine Verbesserung der Versorgung, vertrauensvoller Umgang miteinander, ambulant wie stationär, Verbesserung der Informationsflüsse sowie Zufriedenheit der Patienten im Vordergrund.
DÄ-Fragen: Dr. rer. pol. Harald Clade

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