ArchivDeutsches Ärzteblatt16/2003Infektionsschutz Weiß das keiner?

BRIEFE

Infektionsschutz Weiß das keiner?

Blumbach, H. J.

Frage zur Infektionsprophylaxe:
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LNSLNS Täglich sieht man in den Medien gefährdete Menschen mit Mund- und Nasenschutz herumlaufen. Sicherlich ist das wichtig, wenn man sich vor einer Infektion schützen will. Leider ist diese Maßnahme aber völlig unzureichend, wenn nicht auch die Augen geschützt werden. Wer sich mit der Physiologie der Tränenwege auskennt, weiß, dass Viren oder auch andere Erreger auf den nassen Augen haften und dann mit der Tränenflüssigkeit über die ableitenden Tränenkanälchen in den Nasen-Rachen-Raum gelangen, wo sie ihre Aktivitäten starten. Jeder kennt doch das Kratzen im Rachen, das einem Schnupfen oder einer Grippe vorausgeht. Diese Erreger sind genau diesen Weg gegangen. Diese Eintrittspforte für Erreger wird (weltweit!!) kaum oder gar nicht beachtet. Selbst hochrangige (was ist das schon?) Mediziner erwähnen als Infektionsprophylaxe immer nur den Mundschutz. Nur einer hat mal von der Notwendigkeit einer Schutzbrille gesprochen, damit die Keime nicht an die Schleimhäute geraten. Was meinte er denn damit? In Heft 13 schreibt eine Kollegin, man müsste allenfalls bei der Durchführung einer Bronchoskopie eine Schutzbrille tragen, ohne Begründung. Ein Aufenthalt in einer Straßenbahn oder einem Bäckerladen ist brisanter als eine Bronchoskopie. Zurück zu der Frage, warum das keiner weiß? Weil sich kaum jemand mit den ableitenden Tränenwegen und ihrer Bedeutung als Eintrittspforte für pathogene Keime befasst hat. Dabei könnte dieses Defizit hinsichtlich SARS tödliche Folgen haben! Wie kann man denn nur erreichen, dass diese Kenntnisse verbreitet werden und dazu führen, dass in gefährdeten Gebieten Schutzbrillen neben Mundschutz Standard werden? Vielleicht ist das ein Thema für die WHO? Ich finde, Eile tut Not. Nota bene: Ich kenne keinen Hersteller oder Vertreiber von Schutzbrillen!
Dr. H. J. Blumbach,
Seelhorststraße 11, 47169 Duisburg

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