ArchivDeutsches Ärzteblatt26/2003Schizophrenie: Begriffserklärung
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LNSLNS In dem Beitrag heißt es, dass große Anstrengungen unternommen würden, um das Phänomen der „Drehtürpsychiatrie“ in den Griff zu bekommen. Dieser Begriff Drehtürpsychiatrie hat sich seit vielen Jahren fest etabliert und taucht in psychiatriekritischen Diskussionen immer wieder auf, leider durchweg als sehr abwertend und negativ verstanden. Darüber ist völlig übersehen worden, dass dem Begriff Drehtürpsychiatrie ursprünglich durchaus auch eine positive Bedeutung zukam. Meinen Mitarbeitern habe ich das immer so zu erklären versucht, dass wir heute zwar schnell und abwertend von einer Drehtürpsychiatrie sprechen, jedoch darüber völlig vergessen haben, dass die Drehtürpsychiatrie ein früheres Phänomen abgelöst hat, das ich als „Falltürpsychiatrie“ zu bezeichnen pflegte. Immerhin bedeutet ja eine Drehtürpsychiatrie auch, dass es nicht nur schnell in die Klinik hinein geht, sondern auch ebenso schnell wieder hinaus. Die älteren Psychiater haben ja noch erlebt, dass schizophrene Patienten jahrzehntelang in der Klinik verblieben, und dass man dies für einen der natürlichen Verläufe dieser Erkrankung gehalten hat, was aus heutiger Sicht kaum noch nachzuvollziehen ist. Insofern kennzeichnet der Begriff Drehtürpsychiatrie eine notwendige Übergangsphase in Richtung auf eine so genannte „Glastürpsychiatrie“, die einen freien Blick in die Institution hinein und aus der Institution heraus ermöglicht und die intramuralen und extramuralen Lebensbereiche nicht mehr voneinander abschottet, sondern einer transmuralen Sichtweise Platz macht, bis eines Tages der Begriff „Mauer“ hoffentlich ganz überwunden sein wird.
Dr. Reinhard Ody, Bismarckstraße 18, 53879 Euskirchen

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