POLITIK: Leitartikel
Wie die Apotheker im einzelnen entschieden


Der Apothekertag plädierte zudem für ein Verbot von Ärztemustern im Generikabereich in Abstimmung mit den ärztlichen Organisationen. Akzeptiert werde die Musterabgabe bei Originalpräparaten wegen der erforderlichen Erprobung der Wirkstoffe. Diese sei jedoch bei Substanzen, die die Ärzte zum Teil bereits seit Jahrzehnten verordneten, unnötig.
Nach langer Diskussion wurde die Änderung rechtlicher Bestimmungen gefordert, die eine enge Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Onkologen und Pharmazeuten über rezepturmäßig hergestellte Zytostatika wie in den Kliniken ermögliche. Dahinter steht der Gedanke, daß künftig nicht mehr jede öffentliche Apotheke alle Aufgaben übernehmen kann.
Angesichts der Budgetüberschreitungen warnten sie die Ärzte vor einem Unterlassen medizinisch indizierter Verordnungen. Das Arzneimittelbudget müsse allerdings sofort nach oben angepaßt werden. Die gestiegene Zahl der GKV-Versicherten müsse ebenso berücksichtigt werden wie die wachsende Zahl älterer Menschen sowie neue innovative Arzneimittel. Die Pharmazeuten boten den Ärzten zahlreiche Hilfen an.
Einsparpotential
Weitreichende Vorschläge hatte überraschend der zweite Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands
(DAV), Heinz-Günter Wolf, dazu unterbreitet. Er stellte als Sofortplan, der allerdings nicht mit dem DAV
abgestimmt war, die Erstellung arztbezogener Verordnungsauswertungen durch die Apothekerrechenzentren
vor. Einmal monatlich könnten mit Zustimmung der Ärzte die effektiven Kosten der medikamentösen Therapie
aufgelistet werden. Aufgrund dieser Basis sollten Arzt und Apotheker gemeinsam nach Einsparpotentialen bei
den Arzneiverordnungen suchen. Dagegen erhoben sich zum Beispiel wegen der Haftungsfrage erhebliche
Bedenken.
Der Beschluß des Bundesverfassungsgerichts, einige Werbebeschränkungen für das Randsortiment zu lockern,
wurde von den Apothekern mit unterschiedlichen Reaktionen aufgenommen. Kritisch werteten sie, daß das
Ergänzungssortiment von den Juristen überbewertet worden sei. Im Vordergrund stehe nach wie vor die
pharmazeutische Beratung des Apothekers. Susanne Imhoff-Hasse