ArchivDeutsches Ärzteblatt PP8/2003Persönlichkeitsstörungen
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Persönlichkeitsstörung
Übersichtliche Zusammenfassung
Sabine C. Herpertz, Henning Saß: Persönlichkeitsstörungen. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 2003, XIII, 190 Seiten, 27 Abbildungen, 23 Tabellen, gebunden, 69,95 €
Persönlichkeitsstörungen waren lange ein vernachlässigtes Thema in Psychiatrie und Psychotherapie, vor allem unter der Vorstellung, dass Menschen mit diesen Problemen therapeutisch nicht erreichbar und nicht beeinflussbar seien. Es ist das Verdienst des Buches, die aktuellen Kenntnisse über diesen wichtigen Bereich zu vermitteln.
Ein einleitendes Kapitel über die historische und ideengeschichtliche Entwicklung schildert die französische, angelsächsische und die deutsche Konzeptualisierung. Es folgt ein weiteres zur Definition und Klassifikation der Persönlichkeitsstörungen mit der Diskussion der modernen Klassifikation im Vergleich. Wichtig ist das Kapitel über die dimensionale Erfassung von Persönlichkeitsstörungen und Instrumente zur klinischen Diagnostik. Im Abschnitt Ätiologie werden die biologischen Modelle, die psychoanalytischen Modelle, die lerntheoretische Konzeptbildung und die Sicht der Persönlichkeitspsychologie und klinischen Psychologie nebeneinander dargestellt. Das Zentralkapitel befasst sich mit den spezifischen Persönlichkeitsstörungen, wobei die Gliederung nach ICD-10 erfolgt.
Übersichtlich ist das einheitliche Vorgehen der Autoren, in dem zu jedem Abschnitt ein „Fazit für die Praxis“ gezogen wird und ergänzend auf zwei Bereiche hingewiesen wird, nämlich mögliche Fehler und Probleme sowie Änderungen der letzten fünf Jahre. Auf diese Weise gewinnt das Buch an Lesbarkeit und Anschaulichkeit; Letzteres wird auch durch die Kasuistiken verstärkt.
Es folgt ein Kapitel über die Möglichkeiten der Pharmakotherapie sowie zu Fragen der allgemeinen Epidemiologie und der Prognose. Sehr zu begrüßen ist, dass auch die kinder- und jugendpsychiatrische Sicht ausführlich dargestellt wird, gerade unter Berücksichtigung der aktuellen Diskussion zum hyperkinetischen Syndrom. Das Buch endet mit einem Kapitel über forensisch-psychiatrische und anthropologische Aspekte, in dem auch prinzipielle Gedanken zu den Aspekten Verantwortlichkeit und Freiheit in Bezug auf delinquentes Handeln erörtert werden.
Es liegt ein Werk vor, das seinem Anspruch, das gegenwärtige psychiatrische, psychopathologische und psychotherapeutische Wissen über Persönlichkeitsstörungen umfassend zusammenzustellen, in konsistenter und klarer Weise gerecht wird. Klaus Foerster

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