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Erfundene Krankheiten: Heißes Eisen


Passend zum Buchverkauf präsentierte der „Spiegel“ das Thema kürzlich als Titelgeschichte. Mitte August stellte Journalist Blech sein Werk zudem in Berlin vor. Zugegeben, manches ist darin stark zugespitzt. Aber Blech kritisiert vieles mit gutem Recht und kreidet der Branche Entwicklungen an, die zahlreichen Ärzten und Psychologen längst missfallen.
Dass die Medizin Krankheiten entdecke und beschreibe, sei natürlich nicht zu beanstanden, betonte der Autor in Berlin: „Was mich stört, ist, wenn das in großer Nähe zur Pharmaindustrie geschieht.“ Dafür nennt er zahlreiche Beispiele. Der Begriff „Sisi-Syndrom“ zum Beispiel sei erstmals 1998 in einer Pharmaanzeige aufgetaucht. Betroffene Patientinnen seien krankhaft niedergeschlagen, überspielten dies aber durch besondere Aktivität, wie die frühere österreichische Kaiserin Elisabeth („Sisi“). Wissenschaftlich begründet seien die Behauptungen zum Sisi-Syndrom nicht. Ein vermeintliches Fachbuch zum Thema entpuppte sich Blech zufolge als Auftragswerk des Unternehmens.
Eines sollte man allerdings bedenken, gerade wenn man Blechs Thesen und seine Beispiele ernst nimmt: Derzeit wird vonseiten der Politik geradezu verzweifelt versucht, im Gesundheitswesen Geld
zu sparen. Bücher wie „Erfundene Krankheiten“ dürfen aber nicht dazu missbraucht werden, mit Hinweisen wie „alles nur Einbildung“ oder „Pharma-PR“ Geld an falschen Stellen sparen zu wollen.
Sabine Rieser
Arenz, Dirk
Baur, Wolfgang
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