THEMEN DER ZEIT: Kommentar
Gesundheitsversorgung: Sektorenblockade


Die Schizophrenie, von der rund ein Prozent der Erwachsenenbevölkerung betroffen ist, erfordert wie kein anderes Krankheitsbild, dass die jeweils indizierten und dem Fortschritt der Erkrankung notwendigen Therapeuten und Einrichtungen eingeschaltet werden müssen. Diese dürfen nicht isoliert und ohne Rückkoppelung der damit verbundenen Therapieeinrichtungen in den therapeutischen Prozess eingeschaltet werden. Vielmehr ist es notwendig, dass die Patienten sowohl ambulant durch Fachärzte, semi-stationär, stationär, in Institutsambulanzen, in Pflege- und Wohnheimen sowie im „betreuten Wohnen“ versorgt werden. Oftmals ist eine frühzeitige therapeutische Intervention und eine bereits nach drei Tagen einsetzende Frührehabilitation entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf, die Langzeitprognose und die Kostendimension eines „Falles“. Nach akuter Episode ist eine kontinuierliche Medikation, vor allem der Einsatz von innovativen, daher kostenträchtigen Medikamenten der neuesten Generation erforderlich. Zwar ist in Deutschland eine flächendeckende psychiatrische Versorgung gewährleistet, und auch die Akutintervention in Notfallambulanzen funktioniert. Doch sind finanzielle Grenzen rasch erreicht. So wird das Arzneimittelbudget des Psychiaters bereits durch zwei an Schizophrenie erkrankten Patienten ausgeschöpft. Die Folge: Für die Psychiatrie typische Drehtür-Effekte, fachärztliche Ringüberweisungen oder die vorschnelle Einweisung in die stationäre Behandlung. Hinzu kommt: ein völlig unübersichtlicher, intransparenter Medikamentenmarkt mit riesigen Preisunterschieden, die vom Ein- bis Dreizehnfachen reichen. Dr. rer. pol. Harald Clade