

Soziale Störungen im Kindes- und Jugendalter sind nicht selten. Etwa ein bis zwei Prozent aller Kinder und fünf bis zehn Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind davon betroffen. Der Störungsbeginn liegt etwa bei elf bis dreizehn Jahren, aber bereits bei Achtjährigen können Soziale Phobien festgestellt werden. Soziale Phobien können die kindliche Entwicklung deutlich beeinträchtigen. Da die Betroffenen viele soziale Situationen vermeiden, können sie kaum Freundschaften aufbauen und soziale Kompetenzen erwerben. Außerdem sind die Schulleistungen häufig eingeschränkt, weil die Betroffenen sich nicht ausreichend mündlich beteiligen und unter starken Prüfungsängsten leiden. Um den Betroffenen zu helfen, haben Psychologen der Universitäten Würzburg und Marburg ein kognitiv-behaviorales Training entwickelt und evaluiert. Das Training zielt nicht nur darauf ab, Angst zu reduzieren, sondern auch soziale Kompetenzen zu erwerben. In zehn Sitzungen lernten die zehn Jungen und Mädchen der Trainingsgruppe unter anderem, ihre körperlichen Angstreaktionen einzuschätzen und ihre negativen Gedanken zu verändern. „Sie übten sich außerdem darin, Gefühle zu äußern, Kontakt aufzunehmen, sich durchzusetzen und mit Hindernissen und Ablehnung umzugehen“, berichten die Autoren. Beim anschließenden Vergleich der Trainingsgruppe mit der Wartekontrollgruppe zeigte sich, dass das Training effektiv war und die sozialen Ängste der Betroffenen reduzieren konnte. ms
Melfsen S, Osterlow J, Beyer J, Florin I: Evaluation eines kognitiv-behavioralen Trainings für sozial ängstliche Kinder. Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 2003; 32: 191–199.
Dipl.-Psych. Siebke Melfsen, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Füchs-leinstraße 15, 97080 Würzburg
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