VARIA: Post scriptum

Und ein Stück Wurst

Pfleger, Helmut

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Beim letzten deutschen Ärzteschachturnier war auch Vlastimil Hort wieder als Simultanspieler dabei. Anlässlich seines 60. Geburtstages im Januar zuerst ein kleiner Blick zurück, bevor ganz untypisch für Jubilarien eine seiner zwei Niederlagen beim Simultan („Die schönste Partie meiner Schachlaufbahn“ – Dr. med. Thorsten Heedt) den Artikel beschließen soll.
Vlastimils Anfänge schilderte der Prager Meisterkandidat Alois Hruska laut „Schach Magazin 64“ so:
„Bei einem Mannschaftskampf komme ich an mein Brett, und siehe da, da kniet so ein kleiner Junge auf dem Stuhl und spielt mit den Figuren. Da habe ich ihm gesagt, er solle die Figuren wieder aufstellen und seinen Papa holen, gleich geht das Spiel los. Und da sagt der Dreikäsehoch, dies sei sein Brett, und es war auch so. Und ich musste mich dann sehr strecken“, schmunzelte der Meisterspieler, „um Remis zu halten.“
Mit sieben bekam er von seiner Großmutter eine große Schachtel mit verschiedenen Spielen, darunter Schach, geschenkt, nur konnte leider niemand in der Familie Schach spielen. Doch „glücklicherweise“ musste er in dieser Zeit wegen einer Gelbsucht ins Krankenhaus, wo ihm ein Arzt die Regeln beibrachte und so die schrecklich langweilige Quarantänezeit überbrücken half. Segensreiche Medizin!
In seinem Heimatstädtchen Kladno nahe Prag war auch der Metzgermeister Saidl, der bei Blitzpartien, vor allem nach drei Maß Pilsner, immer sang und scherzte: „Wenn mich meine Mutter auch nur für ein Stückchen Fleisch zu ihm schickte, ich ging, ich lief, weil ich wusste, dass ich am Ziel etwas Gutes zu essen bekommen würde und außerdem, und das lockte mich noch mehr, in seinem Laden hinten ein Schachtisch stand und dort ein fettiges Buch mit all seinen Fernpartien lag, die er mit mir in freien Minuten, wenn keine Kunden im Laden waren, analysierte.“
Diese frühe Leidenschaft, gepaart mit großem Talent, führte Vlastimil bis in die erweiterte Weltspitze Anfang der 70er-Jahre. Immer noch sucht er gelegentlich die kämpferische Auseinandersetzung am Turnierbrett. Auch wenn es, selten genug, eine Niederlage (siehe oben) ist. Vlastimils schwarze Aufstellung schaut etwas nach Wackelpudding aus, während Dr. Heedts Streitmacht bestens aufgestellt ist. Mit welch feinem Nadelstich verwandelte Dr. Heedt als Weißer seinen großen Vorteil auch in materiell Zählbares?

Lösung:
Nach dem Springeraufzug 1. Sd4! bricht das fragile schwarze Gerüst auseinander. 1. ... exd4 2. Txe6 mit vielfältigen Drohungen wäre ganz schlecht, also versuchte Hort
noch 1. . . . Ld7, um aber nach
2. Lxe7+! Kxe7 3. Sd4xf5+ Lxf5
4. Sxf5+ völlig auf Verlust zu ste-
hen – Dr. Heedt führte die Partie
bravourös unter Opfern zu Ende.

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