ArchivDeutsches Ärzteblatt31-32/2004Seriös, aber ungesund: In Krankenhäusern hat die Krawatte womöglich bald ausgedient

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Seriös, aber ungesund: In Krankenhäusern hat die Krawatte womöglich bald ausgedient

Goddemeier, Christof

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Karikatur: Reinhold Löffler
Karikatur: Reinhold Löffler
Mitte des 17. Jahrhunderts erregten kroatische Söldner in Paris großes Aufsehen mit einem verzierten Tuch, das mit kurzen herabhängenden Enden und einem Knoten den Kragen ihrer Uniformen zusammenhielt. Die Krawatte war geboren. Obgleich von geringem praktischen Nutzen, ist sie allen Kleiderreformen zum Trotz durch die Jahrhunderte ein unentbehrliches Acces-soire der Herrenmode geblieben. In Krankenhäusern hat sie womöglich bald ausgedient. Denn einer Studie des New York Hospital Queens zufolge enthalten knapp 50 Prozent der Ärztekrawatten Krankheitserreger. Dabei beherbergten die Medizinerschlipse achtmal so viele gefährliche Keime wie die Krawatten des Sicherheitspersonals. Studienleiter Steven Nurkin empfiehlt deshalb, im Umgang mit Patienten auf das modische Zubehör zu verzichten.
Noch Unentschlossenen liefern Augenärzte Entscheidungshilfe: Zu enge Krawattenknoten können das Risiko, an grünem Star zu erkranken, deutlich steigern, warnte Robert Ritch von der New Yorker Augenklinik vor einem Jahr im British Journal of Ophthalmology. Bereits drei Minuten mit Schlips erhöhten bei 70 Prozent der gesunden Probanden den Augeninnendruck erheblich.
Wie Terrakotta-Figuren aus vorchristlicher Zeit belegen, verhinderten Soldaten in China mit krawattenähnlichen Tüchern offensichtlich das Scheuern ihrer Lederpanzer. Nicht zuletzt weil ihr Kittel heutzutage mit einem Lederpanzer nur noch wenig gemein hat, sollten Ärzte bei ihren Patienten auf andere Weise einen seriösen Eindruck hinterlassen. Christof Goddemeier

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