MEDIZIN: Diskussion
Posturales Tachykardiesyndrom: Lebensgewohnheiten beachten


Kopfschüttelnd nimmt man unter dem Stichwort Epidemiologie zur Kenntnis, dass bei 50 Prozent der POTS-Patienten „vor Ausbruch der Symptomatik eine virale Infektion“ vorlag. Die Prognose des POTS verwundert nicht minder, denn 80 Prozent einer 40-köpfigen Patientengruppe „gaben mindestens 18 Monate nach der initialen Untersuchung eine deutliche Besserung der orthostatischen Beschwerden an“. Nicht zu vergessen sind jene Patienten, die zwar bestimmte Kreislaufkriterien am Kipptisch erfüllen, aber gar keine orthostatischen Symptome zeigen: Sie erhalten – warum sind nicht alle Nomenklaturen so einfach? – die Diagnose „posturales Tachykardiesyndrom ohne orthostatische Intoleranz“. POTS-Blitz!
Da die tägliche Aufnahme von zwei bis drei Litern Mineralwasser und ei-
ner Packung Salzstangen eben keine „strenge Diät“ ist, dürfte sich diesbezüglich der Leidensdruck vieler Patienten in Grenzen halten. Erfreulich, dass neben dem fast lässigen Griff in den Medikamentenschrank (Mineralocorticoide, a1-Agonisten, Betablocker, Antidepressiva) so banale Dinge wie Ernährungsumstellung und Steigerung der Flüssigkeitsaufnahme zu den ersten Maßnahmen gezählt werden. Dem Trainingszustand der überwiegend jüngeren Patienten wird dagegen keine Aufmerksamkeit geschenkt, ebenso wenig dem Konsum von Kaffee, Nikotin, Alkohol und anderen Drogen. Auch ein ausgewogener Tag-Nacht-Rhythmus bleibt unerwähnt. Bevor eine 18-jährige Jugendliche zur POTS-Patientin gemacht wird, sollte sie zweimal die Woche joggen, ausgewogen essen, ausreichend trinken, genügend schlafen und gegebenenfalls das Rauchen aufgeben.
Michael Reimann
Burgsdorffstraße 24
01129 Dresden
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