EDITORIAL
Notfallpsychologie/Psychotraumatologie: Strukturen weiter ausbauen


peuten, wurden erst nach dem Seebeben ausfindig gemacht, eine aktuelle Datenbank gab es auch über NOAH nicht. Die Sektion Psychotraumatologie der Universität Heidelberg, die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), die Bundesärztekammer und die Landeskammern reagierten zwar schnell und suchten mit einem Fragebogen Mitglieder mit psychotraumatologischer Qualifikation und freien Kapazitäten – Hilfe, die im Fall des Seebebens auch gern und großzügig geleistet wurde. Doch es überrascht, dass diese Hilfe „ad hoc“ angestoßen werden musste. Auch nach einer Reihe von Katastrophen und Großschadensereignissen in den vergangenen Jahren kann immer noch nicht auf
eingespielte Versorgungsstrukturen zurückgegriffen werden.
Es fällt auf, dass durch die Professionalisierung der Psychotherapeuten der Berufsstand in den Katastrophenschutz einbezogen und mehr beachtet wird: Die Sozialministerien der Länder forderten über die Landespsychotherapeutenkammern psychologische Kompetenz an. Die Psychotherapeutenkammer Baden-Württemberg beispielsweise ist an der Neuordnung des Katastrophenschutzes des Landes beteiligt. Nach dem Seebeben sprach das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung zuerst die BPtK im Hinblick auf freie Therapieplätze bei Psychotraumatologen an, berichtete deren Geschäftsführerin Christina Tophoven. Jetzt arbeitet die BPtK mit der Bundesärztekammer und der Universität Heidelberg zusammen. Man kann also davon ausgehen, dass alle von der Tsunami-Katastrophe Betroffenen versorgt werden können. Auch die Krankenkassen, namentlich der Verband der Angestellten Krankenkassen e.V. haben eine großzügige Handhabung der Therapieanträge von Traumatisierten zugesagt.
Wichtig wäre eine systematische Nachbereitung der Erfahrungen mit der psychologischen Notfallhilfe nach dem Seebeben und mit der psychotraumatologischen Therapie für akut Traumatisierte. Das Thema Qualitätsstandards für die Fortbildung zum Notfallpsychologen soll Gegenstand des nächsten Psychotherapeutentages werden. Auf das nächste Großereignis – wie zum Beispiel die Fußballweltmei-
sterschaft 2006 – sollte Deutschland besser vorbereitet sein. Petra Bühring