

Der Artikel setzt das anhaltende Rätselraten um den plötzlichen Säuglingstod eindrucksvoll fort. Dabei fällt auf, dass bei diesem Thema Überlegungen über morphologisch nachweisbare Ursachen oder äußerliche Verhaltensfehler der Eltern nicht hinausgehen. Dabei fordern eine Reihe der in Tabelle 1 der Arbeit als „wesentlich“ eingestuften Risikofaktoren (allein lebende Mutter, jünger als 20, mehr als eine vorangegangene Geburt, Stillverzicht und Rauchen der Eltern) geradezu zu einem psychologischen Verständnis des Phänomens auf. Denn das Rauchen der Eltern, um nur dieses Symptom herauszugreifen, ist nicht nur ein Problem der Beeinträchtigung der Atemluft, sondern (oft) auch ein Symptom psychischer Spannungen. Jedenfalls kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass beim Thema des plötzlichen Säuglingstodes psychodynamische Faktoren auf Seiten der Eltern völlig ausgeklammert, in der Sprache der Psychoanalyse „verdrängt“ werden, obwohl vor 15 Jahren Arno Gruen mit seiner Deutung des plötzlichen Kindstodes (1) darauf aufmerksam gemacht hat. Meines Erachtens bleibt jedenfalls eine Erörterung des plötzlichen Säuglingstodes unvollständig, wenn nicht psychodynamische Ursachen zumindest Erwähnung und Beachtung finden.
Literatur
1. Gruen A: Der frühe Abschied. München: Kösel 1988.
Dr. med. Wolfgang Meyer-Borchert
Stahleckstraße 10, 81375 München
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