MEDIZIN: Diskussion
Der plötzliche Säuglingstod: Anblasreflex prüfen


Allerdings kann es nicht genügen, den Anblasreflex eines gefährdeten Säuglings zu prüfen und entsprechend Geräte zu empfehlen, es sollten soviel zusätzliche Belastungen ausgeschaltet werden wie nur möglich. Deshalb weise ich auf einen Punkt hin, der ein bedeutendes Gefährdungspotenzial enthält, und an dem der Arzt vorbeugend tätig werden kann. Das betrifft Säuglinge rauchender und stillender Mütter – auch dann, wenn diese das Rauchen aufgegeben haben.
Wenn Vater oder Mutter während der Schwangerschaft rauchen, obwohl immer wieder davor gewarnt und überall darauf hingewiesen wird, sind beide süchtig.
Suchtäquivalente verführen nicht nur zum Rauchen oder zu Drogen, sondern auch dazu, unverträgliche Kost auszuwählen. Erkennbar ist die Auswahl individuell falscher Ernährung an der Gewichtszunahme nach Rauchstopp (Verlagerung des Suchtverhaltens). Es ist also nicht das Nikotin, sondern das Suchtverhalten, das den Säugling an die SIDS-Gefährdung heranbringt.
Ich habe vielfach erlebt, wie stillende Mütter, die angeblich zu wenig Milch haben und vermuten, dass deshalb der Säugling nachts immer schreit, völlig verzweifeln. Weil sie meinen, ihr Kind sei hungrig, versuchen sie, durch „vitaminreiche Säfte“ die Milchproduktion zu verbessern und trinken Zitrusfrucht- oder Tomatensaft und ähnliches.
Nimmt nun der Säugling schnell zu, halten sie das für positiv – ebenso wird auch die Umstellung auf Breikost beurteilt.
Nun ist aber eine sprunghaft schnelle Gewichtszunahme des Säuglings
die Folge von Wasserretention in der Zelle, die eine fehlerhafte Stoffwechselleistung anzeigt. (Ausdruck einer intrazellulären Wasseransammlung. „Die Krankheit beginnt in der Zelle“ [Virchow]). Diese wiederum macht anfällig für Herz-, Kreislauf- und andere vegetative Syndrome. Darum findet man auch keinen „pathologisch-anatomischen Grund“ für den SIDS.
Gewichtssprünge kann man nur feststellen, wenn der Säugling täglich gewogen wird. Auch darauf hat der Arzt zu achten.
Deshalb sollte der Hausarzt bei einem Schreikind auch auf einen Meteorismus achten, der rechts stärker ist als links, denn er weist auf eine Fehlernährung hin. In einem solchen Fall muss, solange gestillt wird, die Kost der Mutter umgestellt werden – später die des Kindes.
Auch ein auf diese Weise geschädigter Säugling hört auf zu schreien, wenn man ihn anbläst, aber der Anblasreflex ist nicht geeignet, einen Säugling, der wegen des schmerzhaften Meteorismus nachts durchschreit, auf die Dauer ruhig zu stellen.
Dr. med. Otto Meyer zu Schwabedissen
Rosenstraße 28
77855 Achern
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