ArchivDeutsches Ärzteblatt15/2005Bedrohliche Zunahme Methicillin-resistenter Staphylococcus-aureus-Stämme: Nebenwirkungsfreie Immunisierung
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LNSLNS Die Anwendung der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am RKI reichen offensichtlich nicht aus, die Zunahme der Prävalenz hochresistenter Bakterien (MRSA, VISA, VRSA) in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen zu stoppen. Wir möchten anregen, die Ergänzung der empfohlenen Bekämpfungsmaßnahmen mit der Anwendung individueller Impfstoffe (autogene Vakzine) zu prüfen.
Die positiven und viel versprechenden Erfahrungen mit der Anwendung von autogenen Vakzinen bei Infektion mit MRSA, infizierten Wunden nach Operationen bis hin zu Osteomyelitiden nach endoprothetischen Eingriffen, veranlassen uns darüber nachzudenken, dieses in Vergessenheit geratene Wirkprinzip wieder aufzugreifen. Gegenüber den üblichen oftmals mehrwöchigen Krankenhausaufenthalten mit wiederholter und wirkungsloser Applikation von Antibiotika, ist es letztlich auch eine Kostenfrage, wenn stattdessen die Herstellung einer autogenen Vakzine aus dem individuell angezüchteten, vermehrten und schonend inaktivierten MRSA-Stamm des Patienten gelingt und die Infektion bereits nach viermaliger (im Wochenabstand) subkutaner Anwendung abklingt. Die Immunisierung betroffener Patienten mit ihren homologen Bakterien verläuft praktisch nebenwirkungsfrei.
Die historischen Erfahrungen zeigen, dass Impfungen stets größere Erfol-
ge (Diphtherie, Poliomyelitis, Pocken et cetera) gezeigt haben als alleinige desinfizierende respiratorische antibiotische Maßnahmen. Auch erscheint es uns sinnvoll, die Nachhaltigkeit von Mupirocinapplikationen bei nasaler Kolonisation gegenüber einer Impfstrategie mit autogenen Vakzinen wissenschaftlich zu untersuchen, zumal Konsens
darin besteht, dass eine systemische Antibiotikatherapie bei Kolonisationen der Haut- und Schleimhautoberflächen grundsätzlich abzulehnen ist.
Es wäre eine große Chance, wenn das mit hochresistenten Bakterien kolonisierte medizinische Personal (Ärzte, Schwestern, Funktionspersonal), das als potenzielle Infektionsquelle angesehen werden muss, mit den homologen Bakterienstämmen im Sinne einer therapeutischen Impfung saniert werden könnte. Ebenso kämen dafür kolonisierte Bewohner von Alten- und Altenpflegeheimen infrage, die eine erhöhte Wahrscheinlichkeit haben, stationär behandlungsbedürftig zu werden.
Vielleicht ist die Zeit reif für einen Paradigmenwechsel in der antiinfektiösen Strategie hin zu stärkerer Mobilisierung immunologischer Prinzipien.

Dr. med. Ralf H. Thrull
Lise-Meitner-Straße 21, 25524 Itzehoe
E-Mail: info@labor-thrull.de

Dr. med. Renate Lott
Klausenerplatz 19, 14059 Berlin
E-Mail: e.lott@web.de

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