ArchivDeutsches Ärzteblatt15/2005Bedrohliche Zunahme Methicillin-resistenter Staphylococcus-aureus-Stämme: Therapieform fehlt
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LNSLNS Bekannt sind die guten Erfolge eines optimalen Vorgehens zum Zurückdrängen der MRSA-Prävalenz in den Niederlanden und Skandinavien. Da keine derartigen Erfolge in deutschen Kliniken angeführt werden, könnte der Eindruck entstehen, dass diese Fälle hierzulande und auch an den Wirkungsstätten der Autoren nicht vorliegen. Für den Fall, dass keine signifikanten Erfolge im Zurückdrängen des Anstiegs der MRSA-Prävalenz in Deutschland angeführt werden können, sollte auf die Gründe dafür näher eingegangen und Vorschläge zur Verbesserung dargelegt werden. Es ist unter anderem doch wohl nicht stillschweigend hinzunehmen, dass eine größere Anzahl von Krankenhausbetten abgebaut wird, jedoch nicht genügend aus Hygienegründen erforderliche Einzelzimmer vorhanden sind oder geschaffen werden, sodass die Weiterverbreitung schwerer MRSA-Fälle durch die Kohortierung dieser Patienten hingenommen wird. Sie übernehmen sogar eine Empfehlung der Kohortenisolierung der MRSA-Patienten, obwohl zu befürchten ist, dass dies die Verbreitung besonders gefährlicher MRSA-Stämme begünstigt.
Gibt es Gründe dafür, dass nicht auf die Therapie der MRSA-Infektionen mit der Streptograminkombination Quinupristin und Dalfopristin, die in Europa und in den USA Anwendung findet, hingewiesen wird?
Der dritte Satz des Unterkapitels Dekolonisierung „Eine Behandlung größerer Haut- oder Schleimhautoberflächen mit Lokalantibiotika sollte nicht versucht werden, weil unter Umständen relevante Mengen des Wirkstoffs resorbiert werden könnten (28)“, wäre vorteilhaft durch den Satz „Eine Behandlung größerer Haut- oder Schleimhautoberflächen mit Antiseptika und Lokalantibiotika sollte nur so hoch dosiert werden, dass von einer möglichen Resorption keine Schäden zu erwarten sind“ zu ersetzen, da nicht nur Antibiotika toxisch wirken können.
Die Mindesttherapiedauer für die Dekolonisierung wird mit drei Tagen angegeben. In Anbetracht der Bedeutung des Therapiezieles stellt sich die Frage, ob Angaben zum Kurzzeit- und Langzeittherapieerfolg, bezogen auf die Therapiedauer der Dekolonisierung, gemacht werden können und wie diese lauten.
Ich bedauere, diese ausgezeichnete Arbeit durch meine Fragen und Anmerkungen zu ergänzen. Eine Antwort erscheint mir jedoch wünschenswert, da die MRSA-Problematik nur einen Aspekt des derzeitigen Hygienestandards darstellt.

Prof. Dr. med. Pierre Federspil
Akazienweg 1, 66424 Homburg

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