ArchivDeutsches Ärzteblatt PP5/2005Autogenes Training. Handbuch für die Praxis

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Autogenes Training. Handbuch für die Praxis

Kraft, Hartmut

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Autogenes Training
Genaue Beschreibung
Hartmut Kraft: Autogenes Training. Handbuch für die Praxis. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 2004, XII, 224 Seiten, 14 Abbildungen, 5 Tabellen, 34,95 €
Das autogene Training (AT) ist eine deutsche Erfindung. Begründet wurde es von dem Göttinger Psychiater Johannes H. Schultz, der seine „Autogenen Organübungen“ erstmals 1926 auf einem medizinischen Kongress vorstellte. Wenig später wurde der heutige Begriff „autogenes Training“ geprägt, der zu einem weltweiten Exportschlager wurde. AT ist zu einem Synonym für Entspannungstechniken geworden, die allerdings sehr unterschiedliche Therapien umfassen. Das AT ist hier nur eine unter mehreren.
Der Autor, Psychiater und Psychoanalytiker, beschreibt die Technik genau, mit deutscher Gründlichkeit. Mithilfe des Handbuchs kann sich der interessierte Arzt von der „Grundstufe“ über die fortgeschrittene „Mittelstufe“ bis zur analytischen „Oberstufe“ emporarbeiten, wobei das Ziel darin besteht, die Technik an seine Patienten weiterzugeben. Denn AT ist ja eine Form der Selbst-Hypnose, die der Patient erlernen muss. Der Therapeut befindet sich hier in Konkurrenz zu zahlreichen Selbsthilfe-Büchern, die es in jeder Buchhandlung gibt.
Das AT ist so sehr zum Allgemeingut geworden, dass kaum jemand an seiner Wirksamkeit zweifelt. Tatsächlich sind einige physiologische Wirkungen, wie ein Anstieg der Hauttemperatur oder eine Senkung des Blutdrucks, nachweisbar. Doch dies bedeutet nicht automatisch, dass das AT eine wirksame Therapie ist bei den vielen Gesundheitsstörungen, bei denen es empfohlen wird. Wie Kraft anmerkt, ist AT nicht unbedingt eine evidenzbasierte Technik. „Verglichen mit anderen Entspannungsverfahren, vor allem der progressiven Muskelrelaxation und verschiedenen Anwendungen der Biofeedback-Methoden, erscheint das AT in den bisherigen Untersuchungen zumeist weniger wirksam“, schreibt Kraft.
Das scheint doch ein Understatement zu sein. Eine schnelle MeSH-Suche in PubMed („Autogenic Training“ [MeSH] AND „Randomized Controlled Trial“ [Publication Type]) führte zu 50 Treffern (unter denen auch etliche Meta-Analysen und Übersichten sind). Die vorgestellten randomisierten klinischen Studien kommen überwiegend zu positiven Ergebnissen, etwa wenn AT zur Stressverarbeitung bei Krebserkrankungen oder zur Milderung der Angstreaktionen nach Bypass-Operationen eingesetzt wurde. Ein Publikations-Bias ist sicherlich nicht auszuschließen. Doch insgesamt scheint das Bild positiver zu sein, als man nach der Lektüre des Abschnittes „Wirksamkeitsnachweise“ in dem Buch glaubt. Rüdiger Meyer

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